Der russische Generalstaatsanwalt verdächtigt einen früheren Yukos-Manager des Mordes an dem Ex-Agenten Alexander Litwinenko.
Leonid Newslin und andere Yukos-Leute könnten die Ermordung Alexander Litwinenkos in Auftrag gegeben haben, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch in Moskau. Newslins Anwalt, Dmitri Charitonow, wies die Vorwürfe über eine mögliche Beteiligung seines Mandaten als Provokation zurück. "Jeder kennt die Methoden des KGB-Geheimdienstes. Diese Stellungnahmen sind lächerlich und keine Antwort wert", sagte ein Sprecher Newslins.
Führkungskraft im Yuko-Konzern
Newslin war im
Geschäftsimperium des früheren Yukos-Chefs Michail Chodorkowski einer der
Führungskräfte. Newslin, der im Exil in Israel lebt, hatte vorigen Monat der
Nachrichtenagentur AP gesagt, Litwinenko habe ihm Unterlagen gegeben, die
mit den Ermittlungen im Fall des zerschlagenen Ölkonzerns Yukos in
Zusammenhang stünden. Möglicherweise liege darin ein Motiv für Litwinenkos
Ermordung.
Der russische Ex-Agent Litwinenko wurde mit radioaktivem Polonium-210 vergiftet und starb am 23. November in einer Londoner Klinik. Auf dem Sterbebett bezichtigte er den russischen Präsidenten Wladimir Putin, seine Ermordung angeordnet zu haben. Der Kreml wies die als absurd zurück.
Scaramella verhört
Der italienische Kontaktmann Litwinenkos,
Mario Scaramella, ist unterdessen am Mittwoch von der italienischen
Staatsanwaltschaft vernommen worden. Er war einer der letzten
Gesprächspartner Litwinenkos in London und wurde am Wochenende in Neapel
festgenommen. Der Anwalt Sergio Rastrelli sagte, seinem Mandanten werde
Verleumdung vorgeworfen. Dem Vater Scaramellas zufolge geht es aber auch um
Waffenschmuggel. Scaramella war am 1. November mit Litwinenko in einer
Londoner Sushi-Bar zusammengetroffen. Bei dem Italiener wurde ebenfalls
Polonium-210 nachgewiesen, er hielt sich deswegen mehrere Tage in einem
Krankenhaus in Großbritannien auf.
Chodorkowski, einst der reichste Mann Russlands, verbüßt in einem Lager nahe der chinesischen Grenze eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung und Betrugs. Die russische Justiz ermittelt in einem weiteren Verfahren wegen des Verdachts auf Geldwäsche gegen den früheren Öl-Oligarchen, wie ein Anwalt des früheren Großaktionärs der Nachrichtenagentur Interfax sagte. Die Prozesse gegen Chodorkowski und die Zerschlagung des Yukos-Konzerns gelten als vom Kreml gesteuert. Chodorkowski hatte politische Ambitionen gezeigt und die liberale Opposition unterstützt.