Aus Diplomatenkreise verlautete, dass Teheran mit der Installation von Zentrifugen in der Atomanlage Natan begonnen hat.
Der Iran hat nach Angaben von Diplomaten mit dem Aufbau von 3000 neuen Zentrifugen in der Atomanlage Natans begonnen. Vorerst sei aber noch keine komplette Produktionslinie fertiggestellt, sagten die Diplomaten am Donnerstag am Sitz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO/IAEA) in Wien. Ferner seien die IAEO-Inspektoren daran gehindert worden, Überwachungskameras im unterirdischen Teil der Anlage in Natans zu installieren. Ein Vertreter der iranischen Regierung dementierte beide Teile des Berichts. Weder sei mit dem Aufbau begonnen worden, noch behindere Teheran die Arbeit der UN-Inspektoren.
Quelle unbekannt
Die Informationen über den Aufbau der
Zentrifugen wurden von den Diplomaten unter der Bedingung herausgegeben,
dass sie nicht namentlich genannt werden. Dafür führten sie
Sicherheitsgründe an. Die IAEO-Sprecherin Melissa Fleming wollte offiziell
zu den jüngsten Entwicklungen nicht Stellung nehmen. Eine Gruppe von
IAEO-Inspektoren war am Donnerstagabend aus dem Iran abgereist. Sie hatten
die Anlagen in Natans und Isfahan besucht.
Die US-Regierung reagierte zunächst verhalten auf die neuen Informationen. "Wenn es wahr ist, würde das zeigen, dass die iranische Regierung weiterhin den Willen der internationalen Gemeinschaft missachtet", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Gordon Johndroe. Die Iraner hätten bisher noch kein Uran in die unterirdische Anlage transportiert, erläuterte ein Diplomat in Wien. "Es bleibt also immer noch Zeit."
IAEO darf Atomanlagen kontrollieren
Der ranghohe iranische Beamte
sagte hingegen, im Rahmen des Teheraner "Engagements gegenüber der IAEO"
unterlägen die Inspektoren keinerlei Einschränkung, was ihren Zugang zu den
Atomanlagen betreffe. Da der Iran den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet
hat, hat die IAEO das Recht, die unterirdischen Atomanlagen zu
kontrollieren. Bereits seit längerem betreibt der Iran in Natans kleinere
überirdische Anlagen, die von der IAEO kontrolliert werden. Die
unterirdische Anlage ist gegen Luftangriffe geschützt.
Der Aufbau der Zentrifugen ist ein weiterer Schritt bei der Realisierung des iranischen Atomprogramms. Die Teheraner Führung unter Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte wiederholt erklärt, sie werde sich auch durch internationalen Druck nicht von der zivilen Nutzung der Atomenergie abbringen lassen. Er deutete am Donnerstag an, der Anschluss könne in der kommenden Woche beginnen. Bis alle Zentrifugen erfolgreich laufen, könnten Experten zufolge allerdings noch mehrere Jahre vergehen. Mit 3.000 Zentrifugen könnte Teheran jährlich zwei Atombomben herstellen. Insgesamt plant die Regierung 54.000 Zentrifugen zur Urananreicherung.
Resolution verabschiedet
Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende
Dezember die Resolution 1737 verabschiedet, in der dem Iran Strafmaßnahmen
für den Fall angedroht werden, dass das Land atomaren Aktivitäten nachgeht,
die zur Weiterverbreitung von Atomwaffen führen könnten. Teheran betont
jedoch, dass sein Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken wie der
Stromerzeugung dienen solle. Die USA und andere westliche Länder vermuten
dagegen, dass der Iran Atombomben bauen will.