Luftangriff

Kolumbianische Armee tötet FARC-Vize Raúl Reyes

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Der Vizechef der kolumbianischen Guerilla-Organisation FARC, Raúl Reyes, ist von den Streitkräften des südamerikanischen Landes getötet worden.

Kolumbiens Verteidigungsminister Juan Manuel Santos sagte, die Nummer zwei der marxistischen Gruppe sei am Samstag bei einem Angriff auf ein Rebellencamp in Ecuador nahe der Grenze zu Kolumbien ums Leben gekommen.

1.000 Geiseln in Gewalt der FARC
Die FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) hat bis zu 1000 Geiseln in ihrer Gewalt, mit denen sie die Regierung in Bogotá erpressen will. Die bekannteste Gefangene ist die offenbar schwerkranke franko-kolumbianische Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt. Der Tod von Reyes könnte Verhandlungen über einen Austausch von Militärs, Polizisten und Politikern gegen 500 Rebellen in noch größere Ferne rücken.

"Das war der bisher größte Schlag gegen diese Terroristengruppe", sagte Verteidigungsminister Santos bei einer Pressekonferenz. Das Rebellenlager auf ecuadorianischem Gebiet sei kurz nach Mitternacht (Ortszeit) zunächst aus der Luft bombardiert worden, bei der anschließenden Bodenoffensive seien insgesamt 17 Rebellen und ein kolumbianischer Soldat getötet worden. Das FARC-Lager sei 1800 Meter von der Grenze zu Kolumbien entfernt gewesen. Reyes' Leichnam sei nach Kolumbien gebracht worden.

Der Rundfunksender Caracol hatte unter Berufung auf amtliche Quellen berichtet, Spionageflugzeuge hätten den FARC-Vize mit Hilfe einer abgefangenen Satellitennachricht ausfindig gemacht. Der Luftangriff habe im Bezirk Putumayo an der Grenze zu Ecuador stattgefunden.

Reyes, der mit bürgerlichen Namen Luis Édgar Devia hieß, war der nach dem FARC-Chef Manuel Marulanda der bekannteste FARC-Kommandant und hatte die 2002 gescheiterten Friedensverhandlungen mit der Regierung von Andrés Pastrana geführt. Er galt auch als einer der wahrscheinlichsten Nachfolger für Marulanda, der schwer erkrankt sein soll.

Paris "besorgt"
Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe sprach nach Angaben von Verteidigungsminister Santos mit seinem ecuadorianischen Kollegen Rafael Correa telefonisch über das Thema, nannte aber keine Einzelheiten. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy appellierte mit Blick auf die von der FARC festgehaltenen Geiseln an die kolumbianischen Behörden, den "humanitären Erwägungen" Vorrang zu geben und die "positive Dynamik" in Hinblick auf weitere Befreiungen zu bewahren.

Mit ihren Geiseln will die FARC unter anderem inhaftierte Gesinnungsgenossen freipressen. Am Mittwoch hatten die Guerilleros vier Gefangene freigelassen. Diese hatten alarmierende Nachrichten über den körperlichen und seelischen Zustand der 46-jährigen Betancourt überbracht, die seit Februar 2002 in der Hand der Aufständischen ist. Sie war während ihres Wahlkampfs um das Präsidentenamt in Kolumbien verschleppt worden. Die FARC ist mit rund 17.000 Mitgliedern die größte und älteste Rebellenorganisation Kolumbiens.

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