In Bosnien

Kriegsverbrecher Glavas festgenommen

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Der kroatische Abgeordnete ist am Mittwoch festgenommen worden. Er wird der Polizei in Sarajevo vorgeführt. Glavas wird vermutlich nicht an Zagreb ausgeliefert.

Der in Kroatien wegen Kriegsverbrechen zu zehn Jahren Haft verurteilte kroatische Politiker Branislav Glavas bleibt per Beschluss der bosnischen Staatsanwaltschaft nach der Festnahme von heute, Mittwoch, in Sarajevo 24 Stunden lang in Haft. Wie der TV-Sender der bosnischen Föderation RTVFBiH berichtete, werde Glavas nach Ablauf dieser Frist entweder auf freien Fuß gesetzt oder aber die Untersuchungshaft werde verlängert.

Der bosnische Innenminister Tarik Sadovic hatte zuvor erklärt, dass Glavas "mit Gewissheit" freigelassen würde. Glavas könne als Staatsbürger Bosnien-Herzegowinas nicht an Kroatien ausgeliefert werden, betonte der Minister.

Glavas soll laut Belgrader Medienberichten die vergangenen Tage im Haus eines früheren Berufskollegen und engen Freundes des bosnisch-serbischen Ex-Militärchefs Ratko Mladic untergekommen sein. Demnach lebte er in einem Haus von Zeljko Siljeg in Ljubuski im Westen der Herzegowina. Mladic, vom Haager UNO-Tribunal gesuchter mutmaßlicher Kriegsverbrecher, und Siljeg, der im Laufe des Bosnien-Krieges (1992-1995) zum General des "Kroatischen Verteidigungsrats" (HVO) aufgestiegen war, hatten kurz vor Zerfall Ex-Jugoslawiens im damaligen Korps von Pristina im Kosovo gemeinsam gedient. Zu dieser Zeit schlossen sie laut Medien enge Freundschaft. Später avancierte Mladic gar zum Trauzeugen von Siljeg bei dessen Hochzeit. Im Bosnien-Krieg standen sie sich dann gegenüber.

Befehlshaber von Osijek
Glavas war während des Kroatien-Krieges (1991-1995) militärischer Befehlshaber von Osijek. Medien bezeichneten ihn damals als "Herrn über Leben und Tod". Als einer der engsten Mitarbeiter des verstorbenen kroatischen Präsidenten und Gründers der regierenden, national-konservativen HDZ, Franjo Tudjman, galt Glavas lange Zeit als "unantastbar". 2005 wurde er aber nach internen Querelen aus der HDZ ausgeschlossen. Danach gründete Glavas eine eigene Partei, die "Kroatische Demokratische Vertretung von Slawonien-Baranja" (HDSSB), die bei den Parlamentswahlen Ende November 2007 auf Anhieb drei Mandate erreichte. Eines davon entfiel auf Glavas.

In dem eineinhalb Jahre dauernden Prozess wurden zwei Fälle verhandelt. Im Fall "Selotejp" (Klebeband) wurde Glavas zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah seine Verantwortung für die illegale Festnahme, Misshandlung und Ermordung von acht serbischen Zivilisten am Ufer der Drava (Drau) 1991 als erwiesen an. Im Fall "Garage" wurde Glavas als damaliger Chef des Sekretariats für die Volksverteidigung außerdem für die Misshandlung und Ermordung von zwei weiteren serbischen Zivilisten zu fünf Jahre in Haft verurteilt. Beide Schuldsprüche mündeten in das Strafmaß von zehn Jahren. Der Staatsanwalt hatte zwischen fünf und 20 Jahren Haft für die Angeklagten gefordert, die Verteidigung ihren Freispruch. Glavas ist bis dato der ranghöchste kroatische Politiker, der wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde.

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