In einer lybischen Zeitung ließ die Künstlergruppe die Anzeige abdrucken.
Die deutsch-dänische Künstlergruppe "Surrend" hat mit einer Anzeige in einer libyschen Zeitung Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi geärgert. Die Gruppe versteckte in einer Kleinanzeige in der englischsprachigen Zeitung "Tripoli Post" die Worte "Gaddafi" und "lunatic" ("Verrückter"). Nach Angaben des dänischen "Surrend"-Künstlers Jan Egesborg wurde der Begriff "lunatic" in der vermeintlichen Adresse einer dänischen Familie versteckt, die angeblich ein Haus in der libyschen Hauptstadt mieten wollte: "citanulifaddag 2200, Nørrebro, Kopenhagen". Rückwärts gelesen ergibt das "Gaddafi lunatic".
Kunst gegen Zensur
"Wir wollten beweisen, dass sogar in strengen
Diktaturen Kunst und Kreativität die Zensur überlisten können", sagte
Egesborg der Deutschen Presse-Agentur dpa in Kairo. Die 2006 gegründete
Künstlergruppe habe von Anfang an auch Gaddafi im Visier gehabt. Dieser sei
"verrückt, zynisch und gefährlich", konstatierte Egesborg. Die Zeitung
wollte den Vorgang auf Anfrage nicht kommentieren.
"Schwein" Ahmadinejad
"Surrend" besteht aus den Dänen
Egesborg und Pia Bertelsen, die in Berlin leben und arbeiten. International
bekannt wurde das Paar mit fingierten Anzeigen in der regimetreuen "Teheran
Times", in der in einer Lobeshymne auf Irans Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad
das Wort "Schwein" versteckt war. In der Tradition des Anti-Nazi-Künstlers
John Heartfield klebten sie in den vergangenen Monaten auch Plakate gegen
NPD und Linkspartei.