Erste Pressekonferenz des neun US-Präsidenten: Obama macht die Wirtschaftskrise zur Chefsache. "Es wird nicht leicht".
Der designierte US-Präsident Barack Obama hat angekündigt, sofort nach seiner Amtsübernahme am 20. Januar den Kampf gegen die Finanzkrise aufzunehmen. Er werde die Herausforderungen "frontal" annehmen, sagte er am Freitag in Chicago bei der ersten Pressekonferenz seit seinem Wahlsieg. Zugleich räumte er ein, dass eine Lösung der Wirtschaftsprobleme weder schnell noch leicht zu erreichen sei. "Wir stehen vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung unseres Lebens", sagte der 47-jährige Demokrat und betonte, die Aufgabe keinesfalls zu unterschätzen.
"Wir werden Erfolg haben"
"Das amerikanische
Volk braucht Hilfe. Der Wirtschaft geht es schlecht", sagte Obama. "Einige
Schritte sind schon unternommen worden, und weitere Schritte in dieser
Übergangszeit und in den folgenden Monaten werden notwendig sein",
betonte er. Einige der Entscheidungen dabei würden "schwierig"
werden. "Ich weiß aber, dass wir Erfolg haben werden, wenn wir
Lagerdenken aufgeben und als eine Nation zusammenarbeiten." Obama
unterstrich allerdings auch, dass er noch nicht Präsident sei und die
Geschicke des Landes noch in Händen der gegenwärtigen Regierung lägen.
Obama sprach sich für ein weiteres Konjunkturprogramm zu Belebung der angeschlagenen US-Wirtschaft aus. Solch ein Paket sähe er "lieber früher als später". Wie schon in seinem Wahlkampf befürwortete er außerdem einen "Rettungsplan für die Mittelschicht". Auch müsse es eine Ausweitung der Arbeitslosenversicherung geben, sagte Obama. Auch zusätzliche Hilfen für die krisengeschüttelte US-Autoindustrie sehe er positiv. Sie zählten zu einer Priorität während der Übergangszeit bis zu seiner Amtsübernahme.
Rasche Personalentscheidungen
Mit Blick auf
Personalentscheidungen sagte er, sie würden "rasch, aber nicht
überhastet" getroffen und dann auch unmittelbar bekanntgegeben.
Zunächst wurde besonders über den künftigen Finanzminister spekuliert. Als
aussichtsreichste Kandidaten gelten unter anderem die beiden früheren
Finanzminister Robert Rubin und Larry Summers. Beide waren Mitglieder der
Regierung von Bill Clinton. Auch der Name des New Yorker Fed-Chefs Timothy
Geithner kursiert.
Unter den 17 Wirtschaftsberatern Obamas befinden sich zudem Spitzenmanager von US-Firmen wie Xerox, Time Warner, Google und der Hyatt Hotel-Gruppe. Investorenlegende und Obama-Unterstützer Warren Buffett nahm telefonisch an dem Treffen in Chicago teil.
Für die US-Wähler waren laut Umfragen die Wirtschaftsprobleme das wichtigste Thema bei ihrer Wahlentscheidung. Am Freitag veröffentlichte das US-Arbeitsministerium die jüngsten Arbeitslosenzahlen, denen zufolge die Quote im Oktober auf 6,5 Prozent gestiegen ist. Seit Jahresbeginn verloren die USA bereits rund 1,2 Millionen Jobs.
Obama trifft Bush am Montag
Nach der Pressekonferenz wollten
sich Obama und seine Familie nach Informationen des US-Fernsehsenders ABC zu
Hause in Chicago kurz von den Strapazen des Wahlkampfs und der Siegesfeier
erholen. Am Montag trifft er sich dann mit Präsident George W. Bush im
Weißen Haus. Er hoffe dabei auf "substanzielle Gespräche",
sagte der Demokrat. Er und seine Familie wollen dann im Dezember auf Hawaii,
wo Obama geboren wurde, Urlaub machen.
Entschuldigung bei Nancy Reagan
Obama hat sich unterdessen bei
Nancy Reagan für eine scherzhafte Bemerkung während seiner ersten
Pressekonferenz entschuldigt. Obama sagte am Freitag, er habe zur
Vorbereitung seiner Amtsübernahme mit allen noch lebenden US-Präsidenten
gesprochen. Dann fügte er lächelnd hinzu, er wolle sich ja nicht in eine
"Nancy-Reagan-Sache" mit dem Abhalten von Seancen einlassen.
Es ist bekannt, dass die Witwe von Ronald Reagan während der Amtszeit ihres Mannes Astrologen konsultiert hat. Von übersinnlichen Kontakten mit Toten war jedoch nie die Rede. Obamas Sprecherin Stephanie Cutter sagte später, der gewählte Präsident habe Nancy Reagan angerufen und sich für die "leichtsinnige und spontane" Bemerkung entschuldigt.