Dreckiger Wahlkampf

"Obama schwul": Wirbel um Youtube-Video

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Das Rennen ums Weiße Haus wird zur Schlammschlacht. Jetzt behauptet ein Aktivist, mit Obama Kokain konsumiert zu haben - in einer Schwulenbar.

Die Nachricht sollte einschlagen wie eine Bombe - doch die führenden Medien der USA ignorierten sie: Der Nationale Presse-Klub hatte angekündigt, dem schwulen Aktivisten Larry Sinclair eine Plattform für seine schweren Vorwürfe gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten in spe, Barack Obama, zu bieten. Sinclair wollte Beweise über ein Treffen zusammen mit Barack Obama in einer Schwulenbar, den Konsum von Kokain und "hochriskantem" homosexuellen Verkehr liefern. In der Ankündigung hieß es darüber hinaus, dass eine Verstrickung Obamas an dem Mord an dem schwulen Leiter der Trinity Church nachgewiesen werden könne.

Letztlich keine Beweise geliefert

Die Beweise blieb Sinclair jedoch schuldig - außer ein paar Telefonnummern rückte er nichts Handfestes heraus. Er drehte während der Pressekonferenz den Spieß um - und forderte die anwesenden Journalisten auf, seinen Anschuldigungen nachzugehen. "Ich erwarte, dass sie ihren Job machen und die Fakten herausfinden. Kurz nach seiner Rede wurde Larry Sinclair verhaftet - er wird in Colorado wegen Diebstahls und Scheckfälschung gesucht, hieß es. Sein Auftritt wurde auf YouTube gestellt, und über eine Million Mal abgerufen.

Schlammschlacht begonnen
Die politische Schlammschlacht ist nun voll im Gang. Begonnen hatte sie bereits im Vorwahlkampf, als Obama den Konsum von Drogen als Teenager gestanden hatte. Konfrontiert mit den Vorwürfen antwortete der schwarze Senator: "Der durchschnittliche Amerikaner denkt nach meiner Überzeugung, dass es für die Leistung eines Oberbefehlshabers oder Präsidenten nicht relevant ist, was jemand vor 30 Jahren als Teenager tat". So verteidigte Obama gewunden die dunkeln Flecken seiner Vita.

Heftiger Streit über Anti-Terror-Politik entbrannt
Unterdessen hat Obama die Vorwürfe seiner republikanischen Gegner scharf zurückgewiesen, er sei in der Anti-Terror-Politik naiv. "Das sind die gleichen Kerle, die dabei geholfen haben, nach den Anschlägen vom 11. September den Irak-Krieg als Ablenkung zu konstruieren, in einer Zeit, als wir tatsächlich die Verantwortlichen für die Anschläge hätten festnageln können", sagte der Senator am Dienstag zu Reportern an Bord seines Wahlkampfflugzeugs.

Der Sicherheitsdirektor des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, Randy Scheunemann, hatte erklärt, Obama verstehe nicht die "Natur des Feindes, dem wir gegenüberstehen". Der frühere CIA-Direktor James Woolsey, der McCain im Wahlkampf berät, hatte gesagt, Obama habe einen "extrem gefährlichen und extrem naiven Ansatz gegenüber dem Terrorismus". Der demokratische Politiker hatte sich dafür eingesetzt, bei dem Vorgehen gegen mutmaßliche Terroristen im Rahmen des Rechts und der US-amerikanischen Verfassung zu bleiben.

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