Zahlreiche Spitzenpolitiker von damals und heute, große Künstler und zehntausende Deutsche waren am Brandenburger Tor.
Am Brandenburger Tor in Berlin hat am Montagabend das Fest der Freiheit zum 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer begonnen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit begrüßte Zehntausende Menschen, die schon in den Stunden vorher im strömenden Regen zum Pariser Platz gekommen waren. Das Orchester der Staatsoper Berlin spielte unter der Leitung von Daniel Barenboim Musik von Richard Wagner, Arnold Schönberg und Ludwig van Beethoven.
Barenboim und Brandauer
Dirigent Barenboim erinnerte in einer
kurzen Begrüßung auch an den 9. November 1938, als Juden in Deutschland in
einer Pogromnacht verfolgt und getötet wurden, und kündigte dazu Arnold
Schönbergs Stück "A Survivor from Warsaw" (Ein
Überlebender aus Warschau) an. Zur Musik sprach der Schauspieler Klaus Maria
Brandauer.
Zahlreiche Spitzenpolitiker
Die deutsche CDU-Bundeskanzlerin
Angela Merkel, US-Außenministerin Hillary Clinton, der russische
Präsident Dmitri Medwedew und Staats- und Regierungschefs aus rund 30
Staaten - darunter Kanzler Werner Faymann - schritten symbolisch durch das
hell erleuchtete Brandenburger Tor.
Merkel: "Einer meiner glücklichsten Momente"
Merkel
interpretierte den Mauerfall als Verpflichtung für das 21. Jahrhundert. "Freiheit
entsteht nicht von selbst. Freiheit muss erkämpft werden", sagte
sie. "Wir haben es in der Hand, auch die Grenzen unserer Zeit zu
überwinden, so wie uns das 1989 hier in dieser geteilten Stadt gelungen ist.
Wenn wir daran glauben, werden wir es schaffen." Merkel sprach von
einer "wahrhaft glücklichen Stunde der Deutschen". "Für
mich war es einer der glücklichsten Momente meines Lebens."
Sarkozy: "Wir sind Berlin"
Frankreichs
Präsident Nicolas Sarkozy würdigte den Fall der Mauer als
"Befreiung". Die friedliche Revolution 1989 sei ein "Aufruf an uns alle,
Unterdrückung zu bekämpfen" und die Mauern niederzureißen, die noch heute
Länder und Völker trennten, sagte Sarkozy . In Europa trügen heute vor allem
Deutschland und Frankreich, die im 20. Jahrhundert zweimal Krieg
gegeneinander geführt hätten, die "gewaltige Verantwortung" für
Freundschaft, Frieden und Solidarität. "Wir sind Berlin", rief Sarkozy den
Zuschauern zu.
Brown: "Alles durch Mut verändert"
Die Berliner
haben nach den Worten des britischen Premiers Gordon Brown die ganze Welt
durch ihren Mut verändert. Niemand werde ein Volk wieder einkerkern können,
das die Kraft der Freiheit kennengelernt habe, sagte er. Diese "historische
Nacht" sei durch die "unbeugsame Kraft des Geistes" von Berliner Männern und
Frauen in Gang gebracht worden. Sie hätten schließlich bewiesen, dass ein
Volk, das eng zusammenstehe, "alles erreichen kann", betonte Brown weiter.
Medwedew: "Mauer teilte ganz Europa"
Der russische
Präsident Dmitri Medwedew sagte, der Fall der Mauer in Berlin sei auch durch
die Ereignisse in der damaligen Sowjetunion möglich geworden. "Diese Mauer
teilte auch ganz Europa." Die Ereignisse von vor 20 Jahren hätten für Europa
Fortschritt und Freiheit gebracht. "Der Fall der Mauer führte zur
Wiedervereinigung von Familien, beseitigt wurden der Eiserne Vorhang und die
Grenze. Heute existiert auf der Welt keine Sowjetunion und keine DDR mehr."
Das Ereignis habe auch die Epoche der Konfrontationen beendet. Auf Deutsch
sagte Medwedew zum Schluss: "Ich wünsche Ihnen viele Erfolg."
Wowereit: "Ort des Schreckens"
Berlins Regierender
Bürgermeister Klaus Wowereit erinnerte an die Mauer-Toten und die Opfer der
DDR-Diktatur. Aus einem "Ort des Schreckens" sei durch den Mauerfall "ein
Ort der Freiheit" geworden. Er dankte den mutigen Frauen und Männern, die
der Diktatur die Stirn geboten hätten. Wowereit dankte auch Frankreich,
Großbritannien und den USA sowie dem früheren sowjetischen Staatschef
Michail Gorbatschow. Ohne seine Hilfe sei der Wandel in Mittel- und
Osteuropa nicht möglich gewesen.
Dominostein-Mauer fiel
Der Fall der Berliner Mauer wurde danach
mit rund tausend großen Domino-Steinen nachgestellt. Den ersten Stein
brachten der Mitbegründer der Gewerkschaft Solidarnosc in Polen und spätere
polnische Präsident, Lech Walesa, und der ehemalige ungarische
Ministerpräsident Miklos Nemeth zu Fall. Eine weitere Domino-Mauer stießen
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und EU-Parlamentspräsident Jerzy
Buzek um.
Kettenreaktion des Mauerfalls
Die zweieinhalb Meter großen
Domino-Steine aus Styropor waren von Berliner Jugendlichen und Künstlern aus
aller Welt gestaltet und auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern entlang
des ehemaligen Mauerverlaufs zwischen Reichstag und Potsdamer Platz
aufgestellt worden, um symbolisch an die Kettenreaktion des Mauerfalls zu
erinnern.
Den Abschluss des Festes der Freiheit bildete ein gigantisches Feuerwerk.