Syrien soll mit nordkoreanischer Hilfe sein Atomprojekt vorantreiben. Einem Medienbericht zufolge gibt es dafür nun Beweise.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) hat einem Zeitungsbericht zufolge weitere Belege dafür, dass Syrien mit nordkoreanischer Hilfe ein geheimes Atomprogramm betreibt. Unter anderem liegen der IAEA Satellitenbilder aus verschiedenen Staaten vor, die diese Annahme stützen, wie die französische Tageszeitung "Le Monde" am Mittwoch berichtete.
Die Behörde habe auch ihre früheren Untersuchungen zur nordkoreanischen Atomaktivität herangezogen und was sie über die Verbreitung von Atomtechnik auf dem weltweiten Schwarzmarkt wisse.
Bild sorgt für Verwirrung
Diese Hinweise stützen laut "Le
Monde" die Angaben der US-Geheimdienste über die mutmaßliche Atomanlage
im Osten Syriens. Die CIA hatte im April ein Foto verbreitet, das den Leiter
der syrischen Atomkraftbehörde, Ibrahim Othman, mit dem Chef des
nordkoreanischen Atomwaffenprogrammes, Chon Chibu, zeigt. Das Bild soll in
Syrien entstanden sein. Chon Chibu sei in den 90er Jahren mit einem Mal aus
seiner Heimat verschwunden, berichtete die Zeitung; möglicherweise habe er
mit weiteren nordkoreanischen Atomingenieuren und Technikern für Syrien
gearbeitet.
Die im September von der israelischen Luftwaffe zerstörte Anlage Al-Kibar in der syrischen Wüste ist nach Einschätzung der Vereinigten Staaten nach dem Vorbild des nordkoreanischen Reaktors Yongbyon gebaut. Für die Kontrolleure der IAEA, die sich Al-Kibar von Sonntag bis Dienstag anschauen wollen, stelle sich daher die Frage, ob es einen nordkoreanischen Schwarzmarkt für Atomtechnik gebe, hieß es in "Le Monde". Die Experten wollten auch herausfinden, ob die kommunistische Führung in Nordkorea weitere Länder beliefert habe.
Vater der pakistanischen Atombombe
Syrien habe in den 90er
Jahren versucht, mit Russland und China ins Geschäft zu kommen, hieß es in
dem Bericht. Zur gleichen Zeit sei auch der "Vater der pakistanischen
Atombombe", Abdul Qadeer Khan, in die arabische Republik gereist, aber
auch mit ihm sei sich Syrien nicht handelseins geworden. Etwa zu dieser Zeit
sei Chon Chibu aus Nordkorea verschwunden.
Syrien würde mit der geheimen Anlage gegen den internationalen Atomwaffensperrvertrag verstoßen, dem es sich 1969 angeschlossen hatte. Demnach hätte Damaskus vor dem Bau einer Atomanlage die IAEA benachrichtigen müssen. Stattdessen habe die syrische Führung die Anlage in Al-Kabar über Jahre geheimgehalten, hieß es in dem Bericht. Ein großer Teil sei unter der Erde gewesen, zur Tarnung habe die Atomanlage verschiedene Mauern und ein Dach gehabt, die sie harmlos aussehen ließen. Syrien wäre das mutmaßlich dritte arabische Land neben Libyen und dem Iran, das sich aus dem Ausland Atomtechnik verschafft hat.