2. Weltkrieg

Merkel gesteht Deutschlands Schuld ein

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Die Kanzlerin gedenkt des Überfalls auf Polen vor 70 Jahren.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zu der Schuld bekannt, die Deutschland mit der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs auf sich genommen hat. Der Zweite Weltkrieg, der am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen begann, "hat unendliches Leid über Europa und die Welt gebracht", sagte Merkel in ihrer am Samstag im Internet veröffentlichten Video-Botschaft. "Er hat 60 Millionen Menschen das Leben gekostet. Er hat die europäische politische Ordnung für Jahrzehnte bestimmt." Die Kanzlerin reist 70 Jahre nach dem Überfall auf Polen am Dienstag zu einer internationalen Gedenkveranstaltung nach Gdansk (Danzig).

Trauer und Versöhnung
Der 1. September sei "ein Tag der Trauer über das Leid und auch ein Gedenken an die Schuld, die Deutschland durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs auf sich genommen hat", sagte Angela Merkel. "Aber es ist auch ein Tag der Dankbarkeit und der Zuversicht - heute gemeinsam als Freunde und Partner arbeiten zu können." Es sei auch "ein Zeichen der Versöhnung", dass der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sie als deutsche Kanzlerin zu der Gedenkveranstaltung eingeladen habe.

Merkel erinnert an friedliche Revolution
Nach der Befreiung Deutschlands durch die Alliierten sei es möglich geworden, ein neues Kapitel der Geschichte aufzuschlagen. "Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland viel Unterstützung und Partnerschaft erfahren", sagte Merkel. Sie erinnerte an den Marshall-Plan der Vereinigten Staaten als "Signal für den Wiederaufbau", die deutsch-französische Versöhnung und daran, "dass Deutschland die Tür geöffnet wurde, um als Partner in der NATO und in der Europäischen Union mitzuarbeiten". Dies alles habe aber nur für einen Teil Deutschlands gegolten, der andere sei "Teil des Systems der kommunistischen Diktatur" gewesen, sagte die in der DDR aufgewachsene Politikerin. Es habe Jahrzehnte gedauert, bis der Kalte Krieg überwunden werden konnte. "Deshalb denken wir am 1. September auch daran, wie uns Deutschen - und insbesondere den Deutschen in der ehemaligen DDR - der Weg zur Friedlichen Revolution gezeigt wurde: durch den Aufstand in Ungarn 1956, durch den Prager Frühling 1968, durch die Existenz von Solidarnosc (in Polen) und die Arbeit, die Solidarnosc geleistet hat."

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