Bei der Nachwahl im schottischen Glasgow hat die Labour-Party eine historische Niederlage einstecken müssen.
Die Labour Party des britischen Premierministers Gordon Brown hat am Donnerstag bei einer Nachwahl im schottischen Glasgow eine historische Niederlage hinnehmen müssen. Die Regierungspartei verlor einen ihrer sichersten Wahlkreise gegen die Schottische Nationalpartei, die SNP konnte ihre Stimmenanzahl mehr als verdoppeln. Labour könnte vor einem neuerlichen Führungswechsel stehen.
Labour-Festung gefallen
Die von großer Armut und Arbeitslosigkeit
geprägte Region war seit dem Zweiten Weltkrieg ununterbrochen in Labour-Hand
und galt als uneinnehmbare Festung der sozialdemokratischen Partei. Bei der
Unterhauswahl 2005 hatte Labour die SNP noch mit 13.500 Stimmen auf Platz
zwei verwiesen, bei 30.000 abgegebenen Stimmen. Diesmal setzten sich die
Nationalisten mit 11.277 zu 10.912 Stimmen knapp durch.
Brown selbst im Wahlkampfeinsatz
Die Nachwahl war notwendig
geworden, weil Labour-Abgeordneter David Marshall sein Mandat aus
gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Brown hatte im Wahlkampf
persönlich für die Labour-Kandidatin Margaret Curran geworben. Brown stammt
aus dem nur wenige Kilometer von Glasgow entfernten Govan, sein eigener
schottischer Wahlkreis gilt als nicht so sicher wie Glasgow-Ost.
Wieder neuer Labour-Chef?
"Wir können diese Niederlage nicht
einfach als etwas abtun, was Regierungen während ihrer dritten Amtszeit eben
passiert", sagte ein Labour-Regierungsmitglied der Tageszeitung "The
Guardian", "Wir stecken in Schwierigkeiten." "Das ist nicht nur ein
politisches Erdbeben, es liegt jenseits der Richter-Skala. Die
Erschütterungen werden bis (zum Londoner Regierungsviertel) Westminster zu
spüren sein", jubelte der siegreiche SNP-Kandidat John Mason in der
Wahlnacht.
Frisches Gesicht gefragt
Brown hat seinen Posten erst im Vorjahr
von Tony Blair übernommen. Viele Abgeordnete fürchten aber, bei der
wahrscheinlich im Mai 2009 stattfindenden Unterhauswahl mit dem unpopulären
Regierungschef unterzugehen, der davor zehn Jahre lang Schatzkanzler unter
Blair gewesen war. Experten zufolge kann es nur ein unverbrauchter Kandidat
mit dem jugendlichen Oppositionsführer David Cameron aufnehmen. Seit
Monaten liegt Labour in landesweiten Umfragen weit hinter den
oppositionellen Tories.
Serie an Schlappen
Mit dem Verlust von Glasgow-Ost setzt sich die
Serie von verheerenden Wahlniederlagen für Labour fort. Bei der Kommunalwahl
vorigen Mai war Labour mit 24 Prozent der Stimmen landesweit nur an der
dritten Stelle gelandet, 20 Prozentpunkte hinter den Konservativen. Die
Partei fuhr damit ihr schlechtestes Ergebnis seit vier Jahrzehnten ein.
Labour verlor damals auch den Bürgermeistersessel im "tiefroten" London an
den konservativen Quereinsteiger Boris Johnson.
Ende Mai ging auch ihre bisherige Hochburg Crewe und Nantwich in einer Nachwahl verloren. Dort hatte Labour seit 25 Jahren den Abgeordneten gestellt. Ende Juni setzte es eine weitere peinliche Niederlage für Browns Partei. Bei einer Nachwahl in der konservativen Hochburg Henley-on-Thames rutschte Labour auf den fünften Platz ab, und landete damit sogar hinter der nationalistischen British National Party (BNP).