Polen

Neonazi-Skandal erreicht Parteispitze

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Der stellvertretende Bildungsminister Wojciech Wierzejski von den Nationalkatholiken gerät immer mehr unter Druck.

Der Neonazi-Skandal in der national-katholischen polnischen Regierungspartei LPR (Liga polnischer Familien) hat nun auch die Parteispitze erreicht. Nach Recherchen der Tageszeitungen "Fakty" und "Gazeta Wyborcza" sowie des Fernsehsenders TVN soll der LPR-Vizevorsitzende und stellvertretende Bildungsminister Wojciech Wierzejski das Konzert einer rechtsextremen Rockband besucht und dort gemeinsam mit Skinheads getanzt haben. Dies sei durch eine Fotografie belegt.

Den Berichten zufolge soll die Organisation "Allpolnische Jugend" (Mlodziez Wszechpolska) in den Jahren 2001 und 2002 an zwei Rockkonzerten teilgenommen oder diese sogar organisiert haben, bei denen in rechtsextremen Kreisen beliebte Bands auftraten. Wierzejski, der früher Funktionär der "Allpolnischen Jugend" war, ist auf dem Foto einer der Veranstaltungen zu sehen. Ein anderes Bild zeigt Mitglieder der Jugendorganisation in der Pose des Hitlergrußes.

"Manipulation der Fakten"
Wierzejski äußerte sich bisher nur in seinem Internet-Blog zu den Vorwürfen. Auf dem Foto sei er lediglich "in der Gesellschaft einiger junger Männer bei einem Konzert mit patriotischen Liedern" zu sehen, schreibt Wierzejski. Der Vorsitzende der "Allpolnischen Jugend", Krzysztof Bosak, sagte, bei den Medienberichten handle es sich um eine "Manipulation der Fakten". Seine Organisation habe sich bereits von den "Mitgliedern gereinigt, denen man nationalsozialistische Sympathien vorwerfen kann".

Am Mittwoch war ein Film von einer Feier der Jugendorganisation im Internet veröffentlicht worden, bei der Jugendliche vor einem etwa drei Meter hohen Hakenkreuz aus Fackeln posieren und "Sieg heil" rufen. Die Assistentin des LPR-Europaabgeordneten Maciej Giertych, die in der Videoaufnahme zu erkennen ist, wurde inzwischen von ihrem Posten entlassen.

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