Live im Gerichtssaal

oe24-Reporter: "So erlebe ich den Trump-Prozess"

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oe24-Reporter Herbert Bauernebel ist live im Gerichtssaal. So erlebt er den Trump-Prozess um die Sex-Schweigegeld-Zahlung.

Donald Trump steht seit Montag in New York vor Gericht. Die “Jury"-Auswahl hat gerade begonnen. Trump muss sich bei dem historischen Strafprozess 34 Anklagepunkten stellen, theoretisch liegt die Höchststrafe bei maximal 136 Jahren. Gleich zu Beginn "fliegen die Fetzen".

oe24-Reporter: "So erlebe ich den Trump-Prozess"

Porno-Sternchen als Star-Zeugin

130.000 Dollar Schweigegeld an Pornostar Stormy Daniels stehen im Mittelpunkt des Verfahren. Als Star-Zeugen wird Daniels erwartet, mit der Trump 2006 eine Affäre hatte.

Donald Trump betritt den Gerichtssaal.

Donald Trump betritt den Gerichtssaal.

© APA/AFP/POOL/Jabin Botsford
× Donald Trump betritt den Gerichtssaal.

Trump zeigt viele Emotionen 

Der Angeklagte Trump zeigte eine Reihe an Emotionen, als der Prozess in Gerichtssaal 1530 des „NY County Supreme Court“ um 9:58 Uhr (Ortszeit) mit den Eintritt des Richters Juan Merchan (61) startete.

Einmal saß Trump, wie oe24 vor Ort beobachtete, nach vorne gebeugt da, konzentriert, die Hände gefaltet. Fast wie am Sprung eigentlich. Oft wechselte der Gesichtsausdruck zwischen stoisch, griesgrämig, aber auch gelassen, die Hände ein wenig trotzig verschränkt.

oe24-Reporter Herbert Bauernebel in New York beim Trump-Prozess.

oe24-Reporter Herbert Bauernebel in New York beim Trump-Prozess.

© oe24
× oe24-Reporter Herbert Bauernebel in New York beim Trump-Prozess.

Der Angeklagte studierte Unterlagen, Papierakten vor ihm am Tisch, aber auch über einen Computerschirm.
Trump hatte sich vor dem Gerichtssaal noch kurz an die Medien gewandt, er nutzt generell Gerichtsauftritte für Ad-Hoc-Pressetermine: „Jeder Rechtsgelehrte sagt, dass dieser Fall Unsinn ist und es nie eine Anklage geben hätte dürfen“, verurteilte Trump die Strafanklage. Rechtsexperten widersprachen jedoch auf CNN.

"Es fliegen die Fetzen"

Obwohl beim Prozessstart eigentlich der Start der Auswahl der Geschworenen am Plan stand, gerieten Anklage und Verteidigung gleich heftig aneinander. Es ging eigentlich um die Konturen des ganzen Prozesses. Also was Anklage und Verteidigung als Beweise vorlegen können.

Trumps Advokaten, darunter Staranwalt Todd Blanche, hielten wortgewaltig dagegen. Richter Juan Merchan urteilte rasch, oft ad-hoc und selten zur Verbesserung von Trumps Laune.

Trump nennt Pornodarstellerin "Pferdegesicht" 

Ankläger Joshua Steinglass aus dem Team von Staatsanwalt Alvin Bragg skizzierte E-Mails, Messages und damalige Tweets, viele von Trump, die belegen sollten, wie Kronzeuge Michael Cohen (der die Schweigegeldzahlung durchführte) und Ex-Affäre Stormy Daniels unter Druck gesetzt oder diffamiert wurden. Da nannte Trump die Pornodarstellerin einmal ein „Pferdegesicht“.

Stormy Daniels

Stormy Daniels 

© APA/AFP/Robyn Beck
× Stormy Daniels

Cohen wurde zuerst gelobt und ihm die ganze Unterstützung von Trump & Co. zugesichert. Als er jedoch begann, mit den Behörden zu kooperieren, wurde er bedroht. Und als „Schleimbeutel“ beschimpft.

Mega-Skandal-Video erschüttert Gerichtssaal

Ein Tauziehen gab es auch um den Mega-Skandal im Wahlkampf 2016, als Trump in dem unrühmlichen „Access Hollywood“-Tape mit sexistischen Kommentaren zu hören ist, etwa wie man als „Star“ Frauen einfach „an die Muschi“ fassen könne. Für die Anklage ist der Skandal wichtig, da gezeigt werden soll, dass Trump – damals unter Druck bei Wählerinnen – ein Motiv hatte, die Stormy-Affäre unter den Teppich kehren zu können.

Die Anklage wollte auch Trumps Beschimpfung von weiteren drei Frauen, die sich danach mit Sex-Vorwürfen gemeldet hatten, der "Jury" präsentieren. Der Richter entschied: Das Tape kann erwähnt, aber nicht abgespielt werden. Die Fälle der anderen Frauen mit Vorwürfen des „sexuellen Missbrauchs“ wurden aber nicht zugelassen.

"Rückschlag  für Trump"

Einen Rückschlag gab es für Trump in Sachen anderer Schweigegeld-Deals: Denn auch eine zweite Affäre, Ex-Playboy-Model Karen McDougal, hatte Geld erhalten. Das Klatschblatt „National Enquirer“, dessen Chef David Pecker mit Trump befreundet war, zahlte 150.000 Dollar an sie für die Story – die dann niemals erschein. Richter Merchant erlaubte Zeugenaussagen für diesen Aspekt des Dramas. Bitter für Trump: Mit McDougal im Zeugenstand liegt der Fokus auch auf früheren Seitensprünge.
Einige der Ausführungen schienen Trump aus der Ruhe zu bringen. Mitunter drehte er den Kopf energisch in Richtung Anklage – einmal schob er seinem Anwalt Blanche einen Zettel zu.

"Da wurde es auf einmal dramatisch"

Dramatisch wurde es, als sich der Richter direkt mit „Instruktionen“ an den Angeklagten wandte: Trump habe, so Merchan, das Recht, bei dem Verfahren teilzunehmen. Sollte er jedoch den Fortgang „stören“, könne er aus dem Gerichtssaal entfernt und festgenommen werden. Sollte Trump nicht zum Prozess erscheinen, würde ein Haftbefehl ausgestellt, die U-Haft verhängt und das Verfahren ohne ihn vorgeführt werden. U-Haft drohe auch, sollte Trump gegen die Kautionsvorschriften verstoßen. Trump musste jede einzelne Frage beantworten. Er bejahte alles.

Trump "so interessiert wie noch nie" 

Spannend wurde es am Schluss: Zuvor ist Trump kurz eingenickt. Aber dann war er hellwach: Er hielt eine Papierkopie der Jury-Fragen hoch und verfolgte die Antworten der Kandidaten für die Jury auf die Fragen. So interessiert wirkte er bisher noch nie! Mit der Befragung der möglichen Jury-Mitglieder endete der 1. Prozesstag.

Am Dienstag berichtet oe24-Reporter Herbert Bauernebel wieder direkt aus dem Gerichtssaal.

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