Boykott

Österreichs Schengen-Veto für Rumänien schadet der Wirtschaft

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Der Ärger in Rumänien über Österreichs Veto zur Schengen-Öffnung zieht auch wirtschaftlich schmerzhafte Folgen nach sich.

"Dieses stundenlange Warten an der Grenze zwischen Rumänien und Ungarn wird als Erniedrigung wahrgenommen", kommentierte Dominic Samuel Fritz, Bürgermeister von Temesvar das Veto Österreichs gegen den Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien im Ö1-"Mittagsjournal". Es sei für die EU auch langfristig eine gefährliche Entscheidung der Österreicher. In Rumänien würden sich die Boykott-Aufrufe gegen österreichische Firmen, Produkte und Dienstleistungen mehren.

Er wäre selber über die Auswirkungen der Boykott-Aufrufe überrascht. Freunde hätten etwa ihren Österreich-Urlaub umgebucht, ergänzte Fritz.

Boykott verursacht enorme Kosten

Harald Oberhofer, Ökonom beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo), verwies indes auf die Kosten dieser Entscheidung. Österreich sei mit einem Volumen von 10 Mrd. Euro der zweitgrößte Investor in Rumänien, vor allem in den Bereichen Banken, Versicherungen, Stahl und Energie sei das Land stark in Rumänien vertreten. Die Exporte im ersten Halbjahr hätten sich auf 2 Mrd. Euro belaufen. Längere Zeit bei der Entscheidung für das Veto zu bleiben, könne für Österreich kostspielig werden, erklärte Oberhofer weiters.

Die Forderung rumänischer Wirtschaftsvertreter, Österreich solle monatlich 200 Mio. Euro Entschädigung an Rumänien bezahlen, habe keine Aussicht auf Erfolg, ergänzte Oberhofer. Aber Österreich solle seine "gute Position in Rumänien nicht aufs Spiel setzen". Österreich habe von der EU-Osterweiterung am stärksten profitiert, ergänzte der Wifo-Ökonom.

"Unser gemeinsames Ziel muss es sein, hier rasch eine Lösung zu finden. Wir wollen und werden als Erste Group unseren Beitrag leisten und appellieren an die politischen Verantwortungsträger auf allen Ebenen, diese Verantwortung auch wahrzunehmen", zitierte der ORF-Radiosender Erste-Group-CEO Willibald Cernko.

Bei der Raiffeisen spricht man der Aussicht auf den Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum "volle Unterstützung" aus. "Wir bedauern diese Situation, sind aber zuversichtlich, dass es den beteiligten Akteuren rasch gelingen wird, offene Fragen vertrauensvoll, faktenbasiert und ergebnisorientiert zu klären," zitierte die Wiener Zeitung die Bank in einem Online-Bericht am Freitagabend. Auch UNIQA und Strabag betonten gegenüber der Zeitung ihre Hoffnung auf eine rasche Lösung und Fortschritte bei der europäischen Integration. Aus der OMV hieß es zu dem Schengen-Nein aus Österreich laut Wiener Zeitung: "Uns ist jede Maßnahme willkommen, die die Zusammenarbeit und den Austausch der Teams in Österreich und Rumänien erleichtert."

Österreich ist sowohl in Rumänien als auch in Bulgarien der zweitgrößte Auslandsinvestor - in Rumänien mit 10 Mrd. Euro hinter Deutschland und vor Frankreich, in Bulgarien mit rund 5 Mrd. Euro hinter den Niederlanden und vor Deutschland. In Rumänien gibt es 3.900 österreichische Firmenniederlassungen mit etwa 100.000 Beschäftigten, in Bulgarien sind es 350 Niederlassungen mit 30.000 Beschäftigten. 

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