Teenager sollen im Unterricht gewarnt werden

Proteste für Nawalny: Russland will Schulen überwachen

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Da viele Teenager die Proteste gegen die Verhaftung des Regimekritikers Alexej Nawalnys unterstützen, plant die russische Regierung nun Aufseher an den Schulen einzusetzen.

Die russische Regierung will nach Protesten gegen die Inhaftierung des Regimekritikers Alexej Nawalnys Aufseher an Schulen einsetzen. Sie sollen dafür sorgen, dass Schüler nicht mehr zu diesen Demonstrationen gehen, wie die Tageszeitung "Kommersant" am Dienstag schrieb. Das speziell geschulte Personal soll sich demnach mit den Jugendlichen "in ihrer Sprache" unterhalten und dabei auch über nicht genehmigte Kundgebungen reden.

205 Minderjährige am Sonntag festgenommen

Die russischen Behörden versuchen seit Tagen, die Aktionen für Nawalny mit allen Mitteln zu unterdrücken. Nun geraten verstärkt die Schulen in den Blick, weil viele Protestierer jung sind. Allein am vergangenen Sonntag wurden Menschenrechtlern zufolge landesweit 205 Minderjährige festgenommen.

Bildungsminister Sergej Krawzow will diese "Aufklärungsarbeit" nicht allein den Lehrern überlassen. Landesweit sollen diese Instrukteure ab dem kommenden Jahr ihre Arbeit aufnehmen. In zehn Regionen solle der Einsatz bereits in den nächsten Monaten getestet werden, hieß es. Sie erhalten dafür monatlich umgerechnet 160 Euro zusätzlich.

Warnung vor Protesten im Unterricht

Der Kreml hat Mühe, die junge Generation überhaupt zu erreichen, die sich übers Handy in den sozialen Netzwerken informiert statt in den staatlich gesteuerten Massenmedien. Nawalny setzt wie kein anderer Politiker in Russland aufs Internet. Ins Staatsfernsehen schafft es der 44-Jährige allenfalls mit Aufnahmen vor Gericht.

Schon zwei Mal gab es landesweit Demonstrationen für eine Freilassung des Oppositionellen und gegen die Politik von Langzeit-Präsident Wladimir Putin. An vielen russischen Schulen ist vor den Protesten sogar im Unterricht gewarnt worden. Mit gegenteiligem Effekt: Eltern in Moskau berichteten, dass Kinder so das erste Mal überhaupt von Nawalny gehört - und sich nun erst recht mit ihm beschäftigt hätten.
 

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