Russland sieht in der EU ein Abnehmer-Kartell für Gas - und denkt laut über einen Gegenpol nach. Die Idee wäre allerdings nur mit dem Iran realisierbar.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen iranischen Vorschlag für die Bildung eines Gaskartells nach dem Vorbild der OPEC ausdrücklich begrüßt:„Eine 'Gas-OPEC' ist eine interessante Idee, über die wir nachdenken werden“, sagte Putin am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz im Kreml. Vorrangiges Ziel einer solchen Kooperation sei aber nicht die Kartell-Bildung, sondern die zuverlässige Versorgung der Verbraucher, fügte der Kremlchef an.
Vorschlag von Chamenei
Der iranische Religionsführer Ali Chamenei
hatte der russischen Führung Ende Januar vorgeschlagen, im Gassektor nach
dem Vorbild der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC)
zusammenzuarbeiten. Bislang war ein solches Projekt vom Kreml abgelehnt
worden.
Nach Einschätzung von Energieexperten in Moskau dürfte die Bildung eines Gaskartells im wesentlichen Auswirkungen auf den Handel mit verflüssigtem Gas (LNG) haben. Flüssiggas wird wie ein Großteil des Erdöls mit Tankschiffen zu beliebigen Zielen transportiert. Russland beliefert Europa hingegen mit Gas via Pipelines, wobei Liefermengen und Preise langfristig festgelegt sind. Der weltweit zweitgrößte Erdöl-Exporteur Russland gehört nicht zum OPEC-Kartell.
Kein Nachfolger geplant
Putin hat der Vermutung widersprochen,
dass er einen Nachfolger für das Präsidentenamt aufbaue. Es werde keinen
Nachfolger geben, sondern Kandidaten für den Posten, sagte Putin am
Donnerstag auf seiner Jahrespressekonferenz in Moskau. Es solle
sichergestellt werden, dass die Wahl demokratisch ablaufe. Putin kann der
Verfassung zufolge bei der Präsidentenwahl 2008 nicht noch einmal antreten.
Russland sollte auch nach der Wahl im März 2008 ein stabiles Land bleiben.
Die neue Führung müsse "konsolidiert und effektiv" sein,
sagte er.
Mit Wirtschaft zufrieden
"Unser Bruttoinlandsprodukt ist im
Vorjahr um knapp sieben Prozent gestiegen, sagte er am Donnerstag in seiner
Jahrespressekonferenz vor 1200 Journalisten im Kreml. Mit einem solchen
Wachstum können wir unsere wichtigsten Ziele erreichen", meinte
der Staatschef. Hauptaufgabe sei es weiterhin, das drastische
Wohlstandsgefälle in Russland durch ein deutliches Wirtschaftswachstum zu
verringern.