Die Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen hat Peking aufgerufen, die Einreise von Journalisten nach Tibet und in die angrenzenden Provinzen wieder zuzulassen.
"Was versteckt die chinesische Regierung hinter den geschlossenen Türen Tibets?", fragte Rubina Möhring, Präsidentin von ROG Österreich, am Donnerstag. Die Situation sei von einer Normalisierung, die von den chinesischen Behörden behauptet würde, weit entfernt, ergänzte Möhring.
Appelle an EU und UN
"Die wenigen Berichte aus Tibet zeichnen ein
völlig anderes Bild, das von Verhaftungen und einem Klima der Angst in den
Städten und rund um die Klöster geprägt ist", betonte die ROG-Präsidentin.
Sie stellte fest, dass Reporter ohne Grenzen rund 50 Fälle von Journalisten
bekannt seien, die seit Mitte März daran gehindert würden, sich in Tibet
frei zu bewegen. Die Nachrichtensperre erleichtere die Regierungspropaganda,
aber auch die Verbreitung zahlreicher Gerüchte. RSF appelliere daher an die
Europäische Union und die Vereinten Nationen, auf die chinesische Regierung
so einzuwirken, dass sich ausländische Journalisten in Tibet wieder frei
bewegen dürften, so Möhring.
Radiosender werden behindert
Um zu verhindern, dass die
chinesische Bevölkerung Zugang zu unzensurierten Nachrichten bekomme, werden
laut RSF ausländische Radiosender wie "Voice of Tibet" und "Radio Free Asia"
vermehrt durch Störfunk überlagert - entgegen geltender internationaler
Abkommen über Kurz- und Mittelwellenfunk. So berichtete Oystein Alme,
Direktor von "Voice of Tibet": "Wir haben seit 16. März einen wesentlichen
Anstieg des Störfunks bemerkt, vor allem in den Städten, wo die Regierung
Hunderte Millionen Dollar investiert hat, um Antennen zu installieren, damit
die Tibeter unser Programm nicht hören können."
Angriffe auf Internetseiten
Auch pro-tibetische Organisationen
seien von chinesischen Internet-Usern und Hackern schikaniert worden.
Diverse ausländische Medien, vor allem Websites mit Kommentaren, werden nach
Angaben von RSF mit Nachrichten überflutet, die die Regierungspropaganda
wortwörtlich wiederholen. Die chinesischen Behörden hätten die Medien
außerdem aufgefordert, die offiziellen Zahlen im Zusammenhang mit den
Unruhen in Tibet im März - 13 Tote, allesamt unschuldige Zivilisten, sowie
300 von "Krawallmachern" Verwundete - zu verwenden. Die tibetische
Exilregierung ging von rund hundert getöteten und mehreren Hundert
verhafteten Tibetern aus. Einige pro-tibetische Gruppen berichteten, dass
Tausende Gefangene in Folterlagern festgehalten würden.