Ein unbemanntes georgisches Aufklärungsflugzeug ist einem Bericht der Luftwaffe zufolge von einem russischem Kampfflugzeug über Georgien abgeschossen worden.
Nach dem Abschuss eines unbemannten georgischen Aufklärungsflugzeugs über der von Tiflis (Tbilisi) abtrünnigen Region Abchasien haben sich die Spannungen zwischen Georgien und Russland, das Abchasien unterstützt, wieder verschärft. Eine russische Mig-29 habe das Aufklärungsflugzeug bei einem Routineflug über georgischem Territorium abgeschossen, sagte Oberst David Nairaschwili am Montag. Dabei habe es sich eindeutig um eine Mig-29 gehandelt, und nur Russland habe dort solche Maschinen.
Radarbilder als Beweis
Radarbilder hätten gezeigt, wie das
Kampfflugzeug von einem Stützpunkt in Abchasien aufgestiegen und nach der
Attacke auf russisches Gebiet zurückgekehrt sei. Die Drohne sei nahe der
abtrünnigen georgischen Region Abchasien abgeschossen worden. Die
Regierung Abchasiens erklärte, ihre Luftwaffe habe die Drone abgeschossen.
Ein Sprecher der russischen Luftwaffe bestritt den Vorfall.
Es sei absolut illegal, dass sich das russische Flugzeug über georgischem Gebiet aufgehalten habe, sagte Nairaschwili. Der Bericht bezieht sich dabei auf ein Video, das von der Bordkamera der georgischen Drohne stammen soll.
Aggressionspolitik
Der georgische Präsident Michail Saakaschwili
warf Kreml-Chef Wladimir Putin in einem Telefonat eine Aggressionspolitik
gegen sein Land vor. Den Angaben zufolge soll ein russischer Kampfjet vom
Typ MiG-29 am vergangenen Sonntag die Drohne abgeschossen haben. Moskau wies
die Vorwürfe am Dienstag zurück. Die USA und mehrere EU-Länder forderten
eine Aufklärung des Zwischenfalls. Der UNO-Sicherheitsrat wird am Mittwoch
über die wachsenden georgisch-russischen Spannungen beraten.
Verwunderung in auf russischer Seite
Putin zeigte sich in dem
Gespräch mit Saakaschwili laut einer Kreml-Mitteilung vom Montag
"verwundert" darüber, dass Tiflis über der Konfliktregion Aufklärungsflüge
unternehme. Georgische Aufklärungsflüge zu militärischen Zwecken über
Abchasien würden klar der vereinbarten Waffenruhe von 1994 widersprechen,
sagte Putin der Mitteilung zufolge. Der abchasische "Präsident" Sergej
Bagapsch dankte Russland am Dienstag für die jüngste Annäherung und die
Aufhebung von Wirtschaftssanktionen.
Das Außenministerium in Moskau kritisierte den Drohnen-Flug als eine Verletzung internationalen Rechts und "unerlaubte militärische Handlung". Zudem seien örtliche UNO-Beobachter nicht rechtzeitig über den Flug informiert worden, um die abchasische Seite zu warnen, hieß es in der Mitteilung. Zunächst hatte Georgien den Abschuss der Drohne bestritten, behauptete dann aber, dass das russische Kampfflugzeug von einem Stützpunkt in Abchasien gestartet und nach der Attacke nach Russland abgedreht sei. Saakaschwili sagte, die georgischen Streitkräfte hätten derzeit 40 Aufklärungsflugzeuge im Einsatz.
Putin beschuldigt abchasische Luftabwehr
Putin warnte vor einer
Zuspitzung der Lage in der Region. Nach Darstellung der russischen
Luftstreitkräfte und des Außenministeriums in Moskau nahm die abchasische
Luftabwehr die Drohne am Sonntag selbst ins Visier und schoss diese ab.
Georgien und Russland haben in der Vergangenheit immer wieder über
Zwischenfälle im Luftraum gestritten, ohne dass die Vorwürfe restlos geklärt
worden waren.
Westliche Militärexperten in Tiflis hielten es nach Auswertung von Bildaufnahmen für möglich, dass eine MiG die Drohne abgeschossen haben könnte. Laut Medienberichten waren die georgischen Streitkräfte in erhöhter Gefechtsbereitschaft. Mitarbeiter der UNO-Beobachtermission hatten aber zunächst keinen Hinweis auf Truppenbewegungen auf georgischer oder abchasischer Seite, hieß es. Georgien hatte nach dem Zerfall der Sowjetunion 1992 Truppen nach Abchasien entsandt, verlor nach einem blutigen Widerstand dann aber die Kontrolle über die Region.
Russland will Annäherung an Abchasien
Putin hatte vorige
Woche unter Protest Georgiens eine diplomatische Annäherung Russlands an
Abchasien beschlossen. Der Kreml-Chef verteidigte den Schritt im Gespräch
mit Saakaschwili als rechtlich zulässige Unterstützung Abchasiens bei seiner
sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Saakaschwili warnte Russland
dagegen vor Versuchen, "große Teile des georgischen Territoriums zu
annektieren". Experten in Tiflis vermuteten, dass Saakaschwili den
Zwischenfall vor der Parlamentswahl am 21. Mai benutze, um von
innenpolitischen Problemen abzulenken.
Auf Antrag der Regierung in Tiflis wollten die 15 Ratsmitglieder des UNO-Sicherheitsrates am Mittwoch ein "privates Treffen" mit dem georgischen Außenminister David Bakradse abhalten, teilte ein UNO-Diplomat am Montag in New York mit. Der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin bestätigte die geplanten Gespräche.