Der französische Präsident wollte, dass zehnjährige Kinder sich mit den Einzelschicksalen ermorderter jüdischer Kinder befassen.
Nach empörten Reaktionen auf den Vorschlag von Staatspräsident Nicolas Sarkozy zum Holocaust-Gedenken von Kindern ist die französische Regierung am Montag zurückgerudert. Sarkozy hatte vergangene Woche gefordert, jedes zehnjährige Schulkind solle eines der 11.000 von den Nazis ermordeten jüdischen Kinder Frankreichs "adoptieren". "Wir müssen den Kindern die Wahrheit sagen", begründete der Staatschef seinen Vorstoß.
Bei Psychologen, Lehrern und Eltern rief die Initiative einen Proteststurm hervor. Sie warnen, die intensive Beschäftigung mit den grausamen Einzelschicksalen könnte die Zehnjährigen traumatisieren. Auch die jüdische Gemeinde warnte vor einer verordneten Geschichtsbewältigung.
Erziehungsminister Xavier Darcos sagte nun am Montag, Sarkozys Pläne könnten geändert werden. Eine ganze Klasse könnte sich gemeinsam mit dem Leidensweg eines einzelnen Opfers beschäftigen. "Ist es notwendig, das es jeder Schüler einzeln macht?", sagte er dem Sender Radio RTL. "Wir können andere Lösungen finden." Am Mittwoch will Darcos bei einem Treffen mit Historikern und Lehrern über den Plan beraten, der zum neuen Schuljahr eingeführt werden soll.
"Wenn wir unseren Kindern nichts über die Tragödie erzählen, dürfen wir nicht überrascht sein, wenn sie sich wiederholt", hatte sich Sarkozy am Freitag gerechtfertigt.