In Kabul hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. 22 Zivilisten wurden verletzt. US-Pentagonchef Gates ist zu Besuch in Afghanistan.
Während eines überraschenden Besuchs von US-Verteidigungsminister Robert Gates hat sich in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Bei dem Anschlag, zu dem sich die radikalislamischen Taliban bekannten, wurden am Dienstag mindestens 22 Zivilisten verletzt. Nach Angaben eines ISAF-Sprechers richtete sich das Attentat gegen zwei Fahrzeuge der NATO-geführten Internationalen Afghanistan-Truppe ISAF. Von den Soldaten sei niemand verletzt worden. Unterdessen betonte ein weiterer ISAF-Sprecher, dass die Taliban im Süden des Landes allenfalls fünf von 59 Bezirken kontrollierten.
Treffen mit Karzai
Gates traf am Montagabend in Kabul ein. Bei
seiner Ankunft sagte der Minister, er wolle sich vor Ort über die
internationalen Bemühungen gegen die zunehmende Gewalt der Taliban
informieren. Während des Anschlags war er nicht in der Nähe. Zwei Stunden
später passierte sein Konvoi jedoch die Stelle, an der sich der
Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte. Im Laufe des Tages wollte
Gates mit Präsident Hamid Karzai und Verteidigungsminister Abdul Rahim
Wardak zusammentreffen. Gates begab sich zum dritten Mal seit seiner
Amtsübernahme im Dezember vergangenen Jahres nach Afghanistan.
Das Auto des Selbstmordattentäters wurde durch die Detonation vollständig zerstört. Ein Taliban-Sprecher übernahm im Namen der radikalislamischen Rebellen die Verantwortung für das Attentat. Der Selbstmordattentäter sei ein Student der Universität in Kabul gewesen.
Allein in diesem Jahr kamen bei den militärischen Auseinandersetzungen in Afghanistan fast 6.000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Aufständische. Aber auch 1.000 afghanische Sicherheitskräfte und mehr als 200 ausländische Soldaten wurden getötet. Das afghanische Verteidigungsministerium hatte 2007 am Sonntag als das "blutigste Jahr" für das Land seit dem Sturz der Taliban vor sechs Jahren bezeichnet. Bis Anfang Dezember wurden etwa 140 Selbstmordanschläge verübt.
Unterdessen betonte ein Sprecher der ISAF, die Taliban kontrollierten sechs Jahre nach ihrem Sturz nur kleine, isolierte Gebiete im Süden des Landes. Die fünf von 59 Bezirke stellten weniger als zehn Prozent des gesamten Gebiets dar, sagte der portugiesische General Carlos Branco. Der europäische Think Tank Senlis Council hatte im November erklärt, die Taliban seien in mehr als der Hälfte des Landes präsent. In der Provinz Ghasni im Süden des Landes griffen Taliban am späten Montagabend eine Polizeipatrouille an. Dabei starben nach Angaben der örtlichen Polizei vier Polizisten und vier Aufständische.