Boykott

Serbien stellt sich erneut gegen Aufnahme des Kosovo in Interpol

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Vor Generalversammlung der Polizeiorganisation vom 15. bis 18. Oktober in Santiago.

Belgrad. Vor der Generalversammlung der internationalen Polizeiorganisation Interpol, die vom 15. bis 18. Oktober in Santiago, Chile, stattfindet, stellen sich serbische Behörden auf internationalem Parkett erneut gegen eine Aufnahme des jüngsten Staates Europas, des Kosovo, in diese Organisation.
 
Unter Berufung auf das serbische Innenministerium berichtete die Tageszeitung "Politika" am Montag, dass die mögliche Aufnahme des Kosovo eine Verletzung des internationalen Rechtes und der Interpol-Satzung bedeuten würde. Demnach ist die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen Voraussetzung für die Interpol-Aufnahme. Der Kosovo ist kein UNO-Mitglied.
 
Belgrad befürchtet laut der Tageszeitung auch, dass Prishtina die Interpol-Mitgliedschaft zu "politischen Zwecken" nutzen könnte. Man spricht in diesem Zusammenhang über internationale Haftbefehle, welche Prishtina für rund 5.000 Angehörige der serbischen Polizei und der Streitkräfte ausstellen könnte, die am Kosovo-Krieg (1998-99) beteiligt waren. Dies würde ihre Sicherheit und Bewegungsfreiheit gefährden, schrieb "Politika".
 
Nach früheren Medienberichten hatte der Kosovo im Juni erneut einen Aufnahmeantrag an Interpol gerichtet. Im November vergangenen Jahres hatte insbesondere Serbien die Aufnahme des jüngsten Staates Europas in die Polizeiorganisation verhindert. Dies führte im Gegenzug zu dem fast kompletten Stopp von Warenimporten aus Serbien. Die kosovarische Regierung hatte nämlich Strafzölle für Waren aus Serbien beschlossen.
 
Belgrad lehnt es nach wie vor ab, die im Februar 2008 verkündete Unabhängigkeit des Kosovo, seiner einstigen Provinz, anzuerkennen. Der von der EU-initiierte Normalisierungsdialog zwischen Belgrad und Prishtina liegt seit Ende des Vorjahres auf Eis.
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