Wirbel um Aussagen von Jeremic: Er erkennt Mazedonien nicht an.
Der serbische Außenminister Vuk Jeremic hat erneut für einen diplomatischen Skandal gesorgt, wobei es diesmal um Mazedonien ging. Der serbische Chefdiplomat erklärte Anfang der Woche, dass Belgrad Verständnis für den Standpunkt Griechenlands zu dem Staat habe, dessen Hauptstadt Skopje sei. Jeremic vermied es damit, von "Mazedonien" zu sprechen, das in die UNO unter dem vorläufigen Namen "Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien" (FYROM) aufgenommen worden war.
Aus Protest gegen die Äußerung des Außenministers verzichtete der mazedonische Präsident Gjorge Ivanov, der auf Einladung seines serbischen Amtskollegen Boris Tadic am Donnerstag in Belgrad dem Begräbnis von Patriarch Pavle beiwohnte, dann darauf, einem von Jeremic für ausländische Gäste gegebenen Empfang beizuwohnen. Auch Tadic sah sich offenbar veranlasst, auf die Aussagen des Außenministers einzugehen. Serbien habe das Nachbarland unter seinem Verfassungsnamen - "Republik Mazedonien" - anerkannt und werde diesen Standpunkt nicht ändern, versicherte Tadic laut einer Aussendung seines Kabinetts am Donnerstagabend im Gespräch mit Ivanov.
Wirbel um Türkei-Sager
Erst Anfang des Monats war Jeremic
durch eine undiplomatische Äußerung über die Türkei im Europaparlament
aufgefallen. Wenn man gemeinsam mit der Türkei auf den EU-Beitritt warten
müsse, "wäre das ein sehr schlechtes Signal an die Region, weil wir 500
Jahre unter den Türken gewesen sind und jetzt wieder mit denen im Wartesaal
sein werden", wurde der Minister von Belgrader Medien zitiert.
Im April hatte Jeremic in Sarajevo für Unmut gesorgt. Er hatte das Nachbarland in einem Gespräch mit der "Washington Times" als "UNO-Protektorat, das von einem Vizekönig (dem Internationalen Bosnien-Repräsentanten, Anm.) verwaltet wird", bezeichnet. Es sei "bizarr" und "unlogisch", dass dieses Land im kommenden Jahr nicht-ständiges Mitglied des UNO-Sicherheitsrats werden solle, meinte Jeremic damals. Bosnien-Herzegowina wurde unterdessen gewählt und soll dem Gremium ab Jahresbeginn angehören.
Athen sieht Gebietsansprüche
Im Vorjahr lieferte sich
Jeremic auch Wortduelle mit dem kroatischen Präsidenten Stjepan Mesic. Als
Mesic eine Stagnation bei den kroatisch-serbischen Beziehungen konstatierte,
ließ Jeremic wissen, dass die Schuld daran ausschließlich bei Zagreb, dem
"lautesten Befürworter" der Kosovo-Unabhängigkeit in internationalen
Gremien, zu suchen sei.
Der langjährige mazedonische-griechische Namensstreit befindet sich derzeit in einer empfindlichen Phase. Skopje steht laut lokalen Medienberichten auch unter internationalem Druck, noch vor dem 7. Dezember eine Namenslösung zu finden, wenn der EU-Ministerrat über die Empfehlung der EU-Kommission zur Aufnahme der Beitrittsgespräche mit Mazedonien entscheiden soll. Griechenland hatte angedroht, die Gespräche zu blockieren, sollte zuvor keine Kompromisslösung gefunden werden. Im Staatsnamen "Republik Mazedonien" sieht Athen Gebietsansprüche und eine slawische Usurpation der griechischen Geschichte und Kultur. Im Vorjahr hatte Griechenland bereits die Aufnahme Mazedoniens in die NATO verhindert.