Abbruch der Verhandlungen

Sudan: Laut Gesundheitsministerium bereits 61 Tote

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Das sudanesische, vom Militärrat kontrollierte, Gesundheitsministerium gab an, dass es 61 Todesopfer bei Protesträumungen gegeben hätte.

Khartum. Das sudanesische Gesundheitsministerium gab an, dass 61 Menschen bei gewaltsamen Räumungen von Protesten getötet worden sein. Zuvor sprach das Ministerium noch davon, dass es "nicht mehr als 46" Tote gegeben haben soll. Die Opposition spricht von weitaus mehr Todesopfern als das vom sudanesischen Militärrat kontrollierte Gesundheitsministerium.

Bewohner von Khartum beschrieben ein Klima der "Angst" in der Hauptstadt.

Das oppositionsnahe Zentralkomitee sudanesischer Ärzte erklärte, seit Montag seien mehr als Hundert Menschen getötet worden. Unter den inzwischen 108 Toten seien 40 Leichen, die im Nil entdeckt worden seien. Mehr als 500 Menschen wurden demnach verletzt. Das Komitee warnte, die Opferzahl könne noch steigen. Das Gesundheitsministerium erklärte am Mittwochabend laut staatlicher Nachrichtenagentur SUNA zunächst, es habe "nicht mehr als 46" Tote gegeben. Am Donnerstag sprach das Ministerium dann von 61 Toten seit Montag, darunter rund 50 erschossene Zivilisten. 
 
Bewohner Khartums berichteten am Donnerstag von einem Klima der "Angst". Mitglieder der paramilitärischen Einheit RSF, die Menschenrechtsgruppen zufolge aus Milizen aus der Konfliktregion Darfur hervorgegangen ist, waren Augenzeugen zufolge mit Maschinengewehren und Raketenwerfern bewaffnet auf Fahrzeugen in der Hauptstadt unterwegs. Die Afrikanische Union schloss den Sudan wegen der Gewalt gegen Demonstranten am Donnerstag mit sofortiger Wirkung aus. Bis eine zivile Übergangsregierung eingesetzt werde, ruhe die Mitgliedschaft, hieß es.
 
Der herrschende Militärrat hatte am Montag in Khartum Blockaden von Tausenden Demonstranten rund um das Armee-Hauptquartier gewaltsam räumen lassen. Die Demonstranten hatten dort seit rund zwei Monaten eine zivile Regierung für das nordostafrikanische Land gefordert. Die Protestbewegung machte "Milizen" des Militärs für die Toten verantwortlich und sprach von einem "Massaker". Die regierenden Generäle sprachen von schiefgelaufenen "Aufräumarbeiten".
 

Abbruch der Verhandlungsgespräche

Nach der blutigen Beendigung der Demonstrationen brachen sowohl der regierende Militärrat als auch die Opposition die Gespräche über eine Übergangsregierung ab. Ein neuerliches Gesprächsangebot des Chefs des Militärrats, General Abdel Fattah al-Burhan, lehnte die Protestbewegung ab.
 
"Das sudanesische Volk ist nicht offen für Gespräche mit diesem Übergangsmilitärrat, der Menschen tötet", sagte ein Sprecher des Berufsverbands SPA, der die Proteste im Sudan anführt, der Nachrichtenagentur AFP. Vor jeglichen Gesprächen über den politischen Prozess in dem Land müsse es "Gerechtigkeit" geben und "Verantwortung" übernommen werden. Der SPA erklärte, die "Revolution" gehe weiter. Der Verband rief zu "Streiks und zivilem Ungehorsam" auf, warnte aber zugleich vor Gewaltanwendung. Die "friedlichen" Proteste erfolgen etwa durch die Blockade von Straßen.
 

Internationale Kritik

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die Unterstützer der Militärregierung sind, forderten eine Wiederaufnahme des "Dialogs" der Konfliktparteien. Ähnlich äußerte sich Russland; Moskau warnte zugleich vor einer Einmischung von außen.
 
Die UNO und die britische Botschaft kündigten an, nicht dringend notwendiges Personal aus dem Sudan abzuziehen; die USA mahnten ihre Bürger zu "extremer Vorsicht".
 
Der Militärrat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Bashir infolge von monatelangen Massenprotesten im April die Führung übernommen. Mit diesem einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai grundsätzlich darauf, dass ein gemeinsamer Übergangsrat die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken soll. Seither herrschte aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll.
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