"Wie ein Wal im Zimmeraquarium" beschreiben Kommentare Mirek Topolaneks künftigen Politik-Stil.
Tschechiens neuer Ministerpräsident Mirek Topolanek (50) hat in den vergangenen Wochen statt mit politischen Großtaten eher mit einem außerehelichen Verhältnis auf sich aufmerksam gemacht. Der Vorsitzende der konservativen Bürgerpartei (ODS) verließ nach 27 Jahren Ehe Frau und drei Kinder und zog zu einer 39-jährigen ODS-Abgeordneten, die ein Baby erwartet.
Ansehen gesunken
In der Öffentlichkeit ist das Ansehen des
Regierungschefs dadurch gesunken. Politisch hat ihm das allerdings nicht
geschadet. Zwei Abweichler der Opposition blieben bei der Stange und am
Freitagabend der Vertrauensabstimmung über die Regierung fern - und
verschafften Topolanek damit die erforderliche Mehrheit.
Der Maschinenbau-Ingenieur aus der mährischen Stadt Vsetin hatte 2002 den heutigen Staatspräsidenten Vaclav Klaus an der ODS-Spitze abgelöst. Zwei Jahre später führte Topolanek die Partei bei Europa-, Regional- und Senatswahlen zu Siegen. Er steht im Ruf, ein "Mann mit spitzer Zunge" zu sein. So nennt der leidenschaftliche Tennisspieler den geplanten EU-Verfassungsvertrag "einen Haufen Mist".
"Wie ein Wal im Zimmeraquarium"
Politischen Beobachtern
zufolge wird es Toplanek aber im schwarz-grünen Kabinett wegen seiner
ambitiösen Koalitionspartner schwer haben, Akzente zu setzen. Der Premier
habe dort so wenig Bewegungsfreiheit "wie ein Wal im Zimmeraquarium", meinen
Kommentatoren in Prag.
Nachdem der Zwei-Meter-Mann im Juni 2006 die Parlamentswahl gewonnen hatte, war er vier Monate später mit dem ersten Versuch einer Minderheitsregierung aus ODS-Politkern und Parteilosen im Parlament gescheitert. Ein erneuter Misserfolg am Freitag mit seiner Koalition aus ODS, den Christdemokraten und den Grünen, die alleine ebenfalls keine sichere Mehrheit hat, hätte vor allem wegen vieler parteiinterner Kritiker das vorläufige Ende seiner steilen Karriere bedeutet.