US-Präsident Bush kündigt eine leichte Truppenreduktion an. Das US-Engagement im Irak wird aber seine Amtszeit überdauern.
US-Präsident George W. Bush hat seine Landsleute in einer Fernsehansprache auf ein langfristiges Engagement im Irak eingestimmt. Zugleich kündigte Bush am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Fernseh-Ansprache an, die Zahl der US-Soldaten im Irak bis Sommer 2008 zu verringern. Er bekräftigte aber einmal mehr, dass es in seiner Irak-Politik keinen grundlegenden Wandel geben werde. Die Präsenz des US-Militärs werde von den Fortschritten vor Ort abhängen, seine eigene Amtszeit - die im Jänner 2009 endet - aber jedenfalls überdauern, betonte Bush. Bushs Ankündigungen stießen erwartungsgemäß auf scharfen Protest der Demokraten, die wie die Mehrheit der Bevölkerung den Einsatz ablehnen und ein klareres Ausstiegsszenario fordern.
Reduktion bis Sommer 2008
Die im Jänner begonnene Aufstockung der
US-Truppen im Irak auf derzeit 168.000 Soldaten bezeichnete der US-Präsident
als "einen Erfolg". Wegen der Fortschritte bei der Sicherung von
Unruhegebieten könne nun die Einsatzstärke wieder sinken. Bereits bis
Weihnachten würden 5.700 Soldaten abgezogen, sagte Bush, bis Juli des
kommenden Jahres könnten dann insgesamt fünf Kampfbrigaden nach Hause
geholt werden. Eine Brigade besteht aus etwa 4.000 Mann, der Präsident
vermied es aber, eine konkrete Gesamtzahl der Soldaten zu nennen, die er
abziehen will. Er folgt damit allerdings weitgehend den Empfehlungen, die
Irak-Befehlshaber David Petraeus zu Beginn der Woche vor dem US-Kongress
abgegeben hatte. Petraeus soll dem Kongress nun im März neuerlich einen
Bericht zur Lage im Irak vorlegen.
Bush-Nachfolger muss entscheiden
Mit Bushs Weichenstellung vom
Donnerstag wird es höchstwahrscheinlich seinem Nachfolger zufallen, den
unpopulären Einsatz zu beenden. Der Aufbau des Iraks erfordere ein
"Engagement der USA in Politik, Wirtschaft und Sicherheit, das über meine
Amtszeit hinausreichen wird", sagte Bush, der im Jänner 2009 aus dem Amt
scheidet. "Die Führer des Irak wollen eine dauerhafte Beziehung zu den USA",
sagte er. "Wir sind bereit, diese Beziehung aufzubauen, so dass unsere
Interessen in der Region geschützt werden."
Angesichts des weit verbreiteten Verdrusses über seine Irak-Politik warnte Bush vor den Folgen eines Truppenrückzugs. Vom Erfolg des Einsatzes hänge die Sicherheit der gesamten Region ab, sagte Bush. Er porträtierte den Irak als ein Land, "das um sein Überleben kämpft". Sollte dieser Kampf verloren gehen, wäre dies ein Sieg für das Terrornetzwerk Al Kaida und die Regionalmacht Iran.
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US-Demokraten In einer ebenfalls im Fernsehen übertragenen Erwiderung der Opposition warf der demokratische Senator Jack Reed dem Präsidenten vor, den Weg für eine "endlose und unbegrenzte militärische Präsenz" im Irak zu bereiten. "Erneut hat der Präsident weder einen Plan zur erfolgreichen Beendigung des Krieges noch einen überzeugenden Grund für seine Fortsetzung geliefert", sagte der Senator. Bushs Politik reduziere sich darauf, "mehr Zeit und mehr von unserem Geld" zu fordern.
"Keine echte Verringerung"
Der demokratische Senator
und Präsidentschaftsbewerber Barack Obama kritisierte im Interview mit
CNN-Talkmaster Larry King, dass Bush "demselben gescheiterten Kurs folgt,
den wir aus den vergangenen Jahren kennen". Die angekündigten
Truppenreduktion sei gar keine echte Verringerung, man sei hinterher
lediglich wieder auf dem selben Niveau wie vor neun Monaten. Die
demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hatte
bereits vor Bushs Rede erklärt, die Amerikaner hätten schon lang das
Vertrauen in dessen Führungsqualitäten im Irak-Krieg verloren, "weil seine
Rhetorik nie mit der Wirklichkeit vor Ort zusammengepasst hat". Zur Wahl
stünden nun "ein demokratischer Plan für eine verantwortungsbewusste
Umstrukturierung und der Plan des Präsidenten für einen endlosen Krieg im
Irak".
US-Armee lässt irakische Gefangene frei
Die US-Armee hat am
Donnerstag zum islamischen Fastenmonat Ramadan mit der Freilassung
irakischer Gefangener begonnen. Zunächst seien 43 Männer aus dem Gewahrsam
von Camp Cropper beim internationalen Flughafen von Bagdad entlassen worden,
sagte Omar al-Juburi, Berater des sunnitischen Vizepräsidenten Tarek
al-Hashemi in Menschenrechtsfragen. Während des Ramadans sollten täglich 50
bis 80 Iraker freikommen, teilte die US-Armee mit. Schiiten und Sunniten
sollen unterschiedlos von der Maßnahme profitieren. Die Armee hält
offiziellen Angaben zufolge 23.000 Iraker fest. Der Fastenmonat beginnt mit
dem Erscheinen des Neumonds am Himmel, was im Irak am Donnerstag erwartet
wird. Ihn einzuhalten und während des Monats tagsüber zu fasten gehört zu
den zentralen Geboten des Islams. Der Ramadan gilt den Muslimen als
besonders heilige Zeit.