Haiti

UN-Blauhelme erschießen zwei Demonstranten

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Die UN-Soldaten werden für den Cholera-Ausbruch verantwortlich gemacht.

In Haiti sind bei Protesten gegen UNO-Truppen zwei Menschen ums Leben gekommen. In der Stadt Cap-Haitien wurde während einer Demonstration vor einem UNO-Stützpunkt am Montag ein Mann von Blauhelmsoldaten erschossen, berichteten die Vereinten Nationen. Laut Polizei starb ein weiterer Mann im Laufe der Proteste, bei denen die Demonstranten UNO-Soldaten aus Nepal vorwarfen, die schwere Cholera-Epidemie ausgelöst zu haben.

"Vorkommnisse politisch motiviert"
"Die Art, wie sich die Ereignisse entwickelt haben, führt zu der Annahme, dass diese Vorkommnisse politisch motiviert waren und dazu dienten, im Vorfeld der Wahlen ein Klima der Unsicherheit zu erzeugen", erklärte die UNO-Mission in Haiti. Sie rief die Haitianer auf, sich vor den Präsidentschaftswahlen am 28. November nicht durch "die Feinde der Stabilität und der Demokratie" missbrauchen zu lassen.

Demonstranten warfen nepalesischen Truppen vor, den Erreger der Cholera-Epidemie ins Land gebracht zu haben. Der Himalaya-Staat stellt rund 1.000 der Blauhelme in Haiti. In Cap-Haitien, 270 Kilometer nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince, griff eine aufgebrachte Menge eine Polizeistation und einen UNO-Stützpunkt an. Auch in der Stadt Hinche im Zentrum des Landes kam es zu Ausschreitungen gegen die Truppen.

20-jähriger erschossen
Bei den Protesten in Cap-Haitien, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurde ein 20-jähriger Mann erschossen, nachdem er UNO-Berichten zufolge eine Waffe auf die Blauhelme gerichtet hatte. Der Soldat habe daher aus Notwehr geschossen. Ein haitianischer Vertreter sagte, der Mann sei in den Rücken geschossen worden, und bestätigte, dass UNO-Fahrzeuge mit Steinen beworfen worden seien. Der Polizei zufolge starb ein weiterer Mann durch Schüsse.

Polizeigebäude in Brand gesteckt
Die Demonstranten setzten in Cap-Haitien ein Polizeigebäude und mehrere Fahrzeuge in Brand. Wie Augenzeugen im Radio berichteten, warfen sie der Regierung vor, "die Bevölkerung sterben zu lassen". Die Situation blieb demnach bis spät in die Nacht gespannt und sporadisch waren in der Stadt Schüsse zu hören. Der Polizei zufolge wurde zudem ein Lagerhaus einer internationalen Hilfsorganisation geplündert.

50 Cholera-Tote pro Tag
Die Zahl der Cholera-Toten in Haiti steigt mit mehr als 50 Opfern am Tag weiter rasant an. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben seit dem Ausbruch der Seuche vor knapp einem Monat 917 Menschen an der gefährlichen Krankheit, fast 15.000 wurden demnach in Krankenhäusern behandelt.

"Deutlicher Anstieg" befürchtet
Cholera verbreitet sich vor allem über Wasser und Nahrung, verursacht heftigen Durchfall und Erbrechen und kann ohne rechtzeitige Behandlung innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen. Die UN befürchten einen "deutlichen Anstieg" der Infektionen. Aus allen Landesteilen des Karibikstaates seien mittlerweile Cholera-Fälle gemeldet worden, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Haiti, Nigel Fisher, in New York.

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