Trotz Bush-Warnung

USA sehen Armenier-Verfolgung als Völkermord

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Der Kongressausschuss der USA stuft die Verfolgung der Armenier als Völkemord ein. Ankara ist empört.

Trotz einer scharfen Warnung von US-Präsident George W. Bush hat ein Kongressausschuss der USA das Massaker an Armeniern vor mehr als 90 Jahren als Völkermord bezeichnet. Der Auswärtige Ausschuss des Repräsentantenhauses nahm am Mittwoch die umstrittene Resolution mit 27 zu 21 Stimmen an. Die rein symbolische Erklärung soll nun Mitte November dem gesamten Kammer zur Abstimmung vorgelegt werden. Dort haben die oppositionellen Demokraten die Mehrheit inne. Viele von ihnen sind für den Entwurf - darunter auch die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi.

"Die traurige Tatsache ist, dass die heutige Regierung der Türkei sich beharrlich und in aggressiver Weise weigert, ... den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen", meinte der republikanische Abgeordnete Christopher Smith.

Bush und Rice lehnen Entschließung ab
Bush hatte zuvor gewarnt, dass die Entschließung zur Einstufung des Armenier-Massakers als Völkermord den türkisch-amerikanischen Beziehungen großen Schaden zufügen könnte. Außenministerin Condoleezza Rice lehnte die Vorgabe mit der Begründung ab, dass dadurch die Einsätze im Irak und in Afghanistan geschwächt werden könnten. Der türkische Präsident Abdullah Gül hatte Bush in einem Brief vor Belastungen der Beziehungen zwischen beiden Ländern gewarnt.

Während des Ersten Weltkriegs kamen rund 1,5 Millionen Armenier im Herrschaftsgebiet des damaligen Osmanischen Reichs ums Leben. Der Vorwurf des Genozids wird von der Türkei heftig bestritten. Bush hatte zuvor die damaligen Ereignisse in der Türkei als eine der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Allerdings müsse die Geschichtswissenschaft noch klären, ob der Begriff des Völkermords angemessen sei.

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