Indien, Albanien, Mazedonien und der Kosovo streiten um die Ruhestätte von Mutter Teresa.
"Wem gehört Mutter Teresa?", titelte die serbische Zeitung "Novosti" in Belgrad über den neuen Streit um die letzte Ruhestätte der weltbekannten katholischen Nonne (1910-1997). Der albanische Regierungschef Sali Berisha führt nach eigener Darstellung Verhandlungen mit der indischen Regierung, "um die Gebeine zum 100. Geburtstag in ihr Vaterland zurückzubringen". Neu-Delhi hat schon abgewinkt: Weil die albanische Ordensfrau indische Staatsbürgerin war und fast ihr ganzes Leben in den Armenvierteln Kalkuttas verbracht hatte, sei ihre Ruhestätte dort nur logisch.
Doch nicht nur Albanien bemüht sich um die sterblichen Überreste der Nobelpreisträgerin (1979), die 2003 nur fünf Jahre nach ihrem Tod vom Vatikan seliggesprochen wurde. Auch Mazedonien meldet Ansprüche an, weil die Krankenschwester in der Hauptstadt Skopje geboren wurde. Die hieß allerdings damals noch Üsküp und gehörte zum Osmanischen Reich. Schließlich drängen die Katholiken im eigentlich muslimisch geprägten Kosovo. Man hoffe, wenigstens "einen Teil der Gebeine" als Reliquie für die neue Kathedrale zu erhalten, sagt der "Kanzler" Dom Lush Gjergji von der katholischen Kirche im Kosovo.
Zahlreiche Gedenkstätten in den Balkanstaaten
Um ihre
Ansprüche zu untermauern, legten die drei Balkanstaaten rege Betriebsamkeit
an den Tag. Der Flughafen der albanischen Hauptstadt Tirana trägt ihren
Namen, vor der Universität steht sie aus Bronze. In Skopje wurde ein
"Erinnerungshaus" mit Dokumenten und Bildern eröffnet, weil ihr Geburtshaus
nicht mehr steht. Die Flaniermeile in der Kosovo-Hauptstadt Pristina wurde
nach ihr benannt, ein Teresa-Denkmal inklusive. Die Wohltäterin selbst wurde
zu Lebzeiten mit den Worten zitiert: "Vom Blut her bin ich Albanerin, von
der Staatsangehörigkeit her Inderin, nach dem Glauben Katholikin und ich
gehöre der ganzen Welt."
Ins kommunistische Albanien durfte sie zu Lebzeiten nie einreisen, obwohl ihre vor mehr als drei Jahrzehnten gestorbene Mutter und ihre ältere Schwester auf dem Stadtfriedhof von Tirana beerdigt sind. Ihr Vater hatte in Skopje seine letzte Ruhestätte gefunden. Heute bestreitet das slawisch dominierte Mazedonien, dass ihr Vater wirklich Albaner war. Er habe vielmehr zu dem kleinen romanischen Volk der Zinzaren gezählt, die aus ihrer südostalbanischen Hochburg Moskopolje im 18. und 19. Jahrhundert vertrieben wurden. Die Volkszugehörigkeit der albanischen Mutter aus dem heutigen Kosovo ist indes unstrittig.
Die Stadt Skopje hat ihre Ansprüche auf Mutter Teresa sogar nach Deutschland exportiert. Die Partnerstadt Nürnberg hat vor ein paar Jahren eine Kopie des Teresa-Denkmals in der Hauptstadt geschenkt bekommen. Die wurde vor einer Nürnberger Klinik aufgestellt und gilt heute als "Mini-Wallfahrtsort": An der Statue sind Zettel von Kranken ebenso zu lesen wie Danksagungen für die Heilung.