Arabische Länder

Wirbel um Sarkozys Burka-Aussagen

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In arabischen Medien wird nun gegen Frankreich gewettert. Vor allem die Männer am Golf sind der Meinung, dass es Sarkozy nicht zustehe, sich in diese Debatte einzumischen.

Mit seiner Erklärung, die Burka verletze die Menschenwürde ihrer Trägerinnen, hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy am Persischen Golf keine neuen Freunde gewonnen. Zwar gibt es auch in diesen islamisch-konservativen Staaten hitzige Diskussionen darüber, ob Frauen ihre Gesichter hinter schwarzen Tüchern verbergen sollten oder nicht. Doch sind vor allem die Männer am Golf der Meinung, dass es dem Präsidenten des säkularen Staates Frankreich nicht zustehe, sich in diese Debatte einzumischen. In den arabischen Internet-Foren geht es rund, seit Sarkozy am vergangenen Montag erklärt hatte, Ganzkörperschleier, bei denen nur ein schmaler Sehschlitz freibleibe, seien in Frankreich "nicht willkommen".

"Unmoralische" Carla Bruni
Einige Muslime schrecken auch nicht davor zurück, ihre Kritik an Sarkozys Äußerungen mit beleidigenden Kommentaren über das "unmoralische" Auftreten seiner Ehefrau Carla Bruni zu garnieren.

Strenge Kleidungsvorschriften im arabischen Raum
Doch einige Kommentatoren aus Saudi-Arabien wissen, dass sie sich mit ihrer Kritik an dieser "Einschränkung der Freiheitsrechte der muslimischen Frauen in Frankreich" auf einem sehr schmalen Grat bewegen. Denn in ihrer eigenen Heimat, dem islamischen Königreich Saudi-Arabien, gelten strenge Kleidervorschriften. Nicht nur die einheimischen Musliminnen, sondern auch Ausländerinnen und Andersgläubige sind verpflichtet, ein weites bodenlanges schwarzes Gewand (Abaja) und ein schwarzes Kopftuch (Hedschab) zu tragen. Wer gegen diese Regel verstößt, riskiert Ärger mit den langbärtigen Religionspolizisten. Das Tragen des in Saudi-Arabien weit verbreiteten Gesichtsschleiers (Nikab) ist dagegen nicht vorgeschrieben.

Scheich rudert zurück
Der Scheich des einflussreichen Islam-Institutes Al-Azhar in Kairo, Mohammed Said Tantawi, warnt seine Landsleute davor, in diese Debatte überhaupt einzusteigen. Auf die Frage eines ägyptischen Journalisten, was er denn von Sarkozys Äußerungen halte, sagte er: "Was habe ich damit zu tun?" Dies sei eine innerfranzösische Angelegenheit, in die man sich nicht einmischen solle, "weil schließlich jedes Land seine eigenen Gesetze hat". Außerdem könne eine Muslimin sehr wohl fromm sein, ohne einen Gesichtsschleier zu tragen. "Ob sie ihn anzieht oder nicht, ist ihre persönliche Entscheidung, keine religiöse Pflicht", betont der Scheich.

"Versuch Muslime aus Frankreich zu vertreiben"
Sarkozy wisse viel zu wenig über den Islam und die Beweggründe der Frauen, die sich für den Ganzkörperschleier entscheiden, kritisiert dagegen ein Kolumnist der bahrainische Zeitung "Al-Waqt". Ein Kommentator der überregionalen Zeitung "Al-Hayat" sieht in der Attacke auf die in Afghanistan verbreitete Burka und die arabische Abaja einen subtilen Versuch, die Muslime aus Frankreich zu vertreiben. Er behauptet: "Die Franzosen versuchen, die Muslime einzukesseln, damit sie aus Frankreich weggehen, aber sie tun dies auf eine indirekte und bösartige Art und Weise."

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