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Paukenschlag

Wende im Fall Peggy: DNA von Nazi-Terrorist entdeckt

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Mutmaßlicher NSU-Terrorist auch Mörder von 2001 verschwundenem Mädchen?

Spektakulärer Fund im Fall Peggy in Deutschland: Am Fundort der Leiche des 2001 verschwundenen und getöteten Mädchens sind DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden worden. Das teilten das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth am Donnerstagabend mit. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.

Zusammenhang unklar
Wie die Behörden weiter mitteilten, waren am Fundort zahlreiche Spurenträger sichergestellt worden, die derzeit untersucht werden. Noch ist unklar, in welchem Zusammenhang die dabei gefundene DNA-Spur Böhnhardts steht und ob sie in Verbindung mit dem Tod von Peggy steht.

Seit 2001 verschwunden
Die damals neunjährige Peggy war 2001 im bayerischen Lichtenberg verschwunden. Am 2. Juli dieses Jahres wurde ihr Skelett in einem Waldstück in Thüringen gefunden - nur rund 15 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt.

Terrorist seit 2011 tot
Böhnhardt starb 2011 - mutmaßlich durch Schüsse seines Mittäters Mundlos, bevor dieser sich selbst tötete. Die Rechtsextremisten Uwe Mundlos, Böhnhardt und Beate Zschäpe sollen laut Bundesanwaltschaft jahrelang unerkannt gemordet haben. Das Trio aus Jena tauchte demnach nach einer Razzia in seiner Bombenwerkstatt 1998 ab und gründete die Terrorgruppe. In München läuft seit mehr als drei Jahren der Prozess gegen Beate Zschäpe - als einzige Überlebende des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds.

DNA-Test für weitere Todesfälle
Mehrere Mitglieder des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses haben entsetzt auf die Nachricht vom Fund von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort des Skeletts der ermordeten Peggy reagiert. Sie verwiesen auch darauf, dass im ausgebrannten NSU-Wohnmobil Kindersachen gefunden worden seien, deren Herkunft bis heute unklar ist.

Die Linke-Obfrau des Ausschusses, Katharina König, forderte am Donnerstag, nun müsse es einen Abgleich der DNA von Böhnhardt sowie der DNA der weiteren mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe mit allen ungeklärten Fällen geben, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien. Zudem sei aus ihrer Sicht derzeit völlig offen, ob der Münchner NSU-Prozess gegen Zschäpe so weitergehen könne wie bisher.

Wie König zeigte sich auch die Vorsitzende des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses, Dorothea Marx (SPD), bestürzt von der Nachricht. Beide sagten, nach ihrem Kenntnisstand sei die Herkunft der Kindersachen aus dem Wohnmobil bis heute ungeklärt. Diese müssten nun unbedingt auch in den Fokus der Ermittlungen im Fall Peggy rücken. "Die meisten der Kindersachen wurden nie auf DNA untersucht", sagte Marx. In dem Wohnmobil waren unter anderem Kinderschuhe gefunden worden.
 

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