Die Kirche distanzierte sich: Die Vorgänge seien 'äußerst fragwürdig'.
Rund 300 Anhänger eines selbst ernannten italienischen Sehers sind am Samstag zu einer angeblichen Erscheinung der Heiligen Maria ins oberbayerische Unterflossing gepilgert. Stundenlang harrten sie singend und betend in der Kälte aus, um das Spektakel zu erleben.
Eingeladen hatte der Verein Förderer und Freunde der privaten St.-Laurentius-Kapelle in Unterflossing. Der Ort liegt unweit des Pilgerortes Altötting. Die Kirche hatte sich zuvor distanziert: Es handle sich dabei um "äußerst fragwürdige" Vorgänge.
Nicht anerkannte Privatvision
Ein geplanter Gottesdienst fiel aus. Das Erzbistum München und Freising hatte Ende Februar allen Klerikern verboten, im Zusammenhang mit der Veranstaltung an Gottesdiensten oder Versammlungen teilzunehmen. Auch der Verein betonte, dass es sich um eine amtskirchlich nicht anerkannte Privatvision handle.
Um Punkt 16.30 Uhr - wie angekündigt - warf sich "Seher" Salvatore Caputa auf die Knie, einen Rosenkranz in den Händen, den Blick entrückt in die Ferne gerichtet. Die Gottesmutter habe zum Beten für den Frieden aufgerufen, ließ der 73-Jährige frühere Polizeibeamte danach wissen. "Öffnet Eure Herzen." Einige der Gläubigen berichteten, sie hätten den angeblich für Maria typischen Rosenduft gerochen. Tatsächlich wehte gelegentlich ein blumiger Duft heran, der allerdings für die ungeübte Nase eher weltlich hergestellt anmutete.
Keine Marienerscheinung in Kärnten
Es war Caputas dritter Auftritt in Unterflossing, in früheren Jahren war er an anderen Orten vor allem in Italien aufgetreten. 2010 war er auch ins Kärntner Bad St. Leonhard gereist. Die etwa 100 Schaulustigen warten damals aber vergeblich auf die Heilige Maria. Nur der "Seher" selbst wollte die Madonna in Kärnten gesehen haben.
Die zuständigen Kirchenvertreter hatten sich zumeist von Caputas Auftritten distanziert. Es gibt aber auch von der Kirche anerkannte Marienerscheinungen, etwa im französischen Lourdes und im portugiesischen Fatima.