Millionen in Gefahr

„Wird den Planeten ins Chaos stürzen.“: Experten warnen vor Ausbruch von Super-Vulkan

Ein als Supervulkan eingestuftes Gebiet in Süditalien zeigt neue Anzeichen von Aktivität. Der Vulkan namens Campi Flegrei, gelegen westlich von Neapel (Italien), macht erneut Schlagzeilen. 

In den letzten Monaten häufen sich die Erdbeben, und Wissenschaftler beobachten Veränderungen, die auf einen möglichen Ausbruch hindeuten. Die Auswirkungen könnten nicht nur Italien, sondern auch viele andere Länder betreffen.

Die riesige Vulkanlandschaft liegt nur wenige Kilometer von Neapel entfernt. 

Die riesige Vulkanlandschaft liegt nur wenige Kilometer von Neapel entfernt. 

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Italienischer Supervulkan Campi Flegrei zeigt beunruhigende Aktivität  

Im Mai wurde die Gegend um die Phlegräischen Felder (italienisch: Campi Flegrei) von einem Beben der Stärke 4,4 erschüttert – dem stärksten seit vier Jahrzehnten. Das Epizentrum lag in der Nähe von Pozzuoli, einer Stadt, die etwa 20 Kilometer westlich von Neapel liegt. In den letzten sechs Monaten wurden mehr als 3.000 kleinere Erschütterungen registriert – deutlich mehr als üblich. Laut dem italienischen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) befindet sich geschmolzenes Gestein nur wenige Kilometer unter der Erdoberfläche – ein Zustand, der für Fachleute besorgniserregend ist.

Gas tritt aus der Solfatara – Forscher messen erhöhte Kohlendioxidwerte aus dem Erdinneren. 

Gas tritt aus der Solfatara – Forscher messen erhöhte Kohlendioxidwerte aus dem Erdinneren. 

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Magma bewegt sich aufwärts – Warnzeichen mehren sich

Die erhöhte Zahl an Beben ist nicht das einzige Warnsignal. Es werden vermehrt Gase freigesetzt, darunter auch Kohlendioxid. Ein Team rund um Gianmarco Buono, Doktorand an der Universität Neapel Federico II (Italien), hat herausgefunden, dass rund 80 Prozent der Gasemissionen aus dem Vulkan direkt aus der Magmakammer stammen. Der Rest entsteht durch natürliche Reaktionen mit Gestein unter der Erde. Wenn sich Magma nach oben bewegt, wird Gas nach außen gedrückt. Dabei entsteht Druck – und wenn dieser zu stark wird, kann es zu Rissen kommen. Diese Entwicklung ist oft der Vorbote eines Ausbruchs.

Boden hebt sich deutlich – „wie ein Ballon“

Seit 2005 beobachten Wissenschaftler ein ständiges Heben und Senken des Bodens in der Region – ein Prozess, den sie „Bradyseismus“ nennen. In Pozzuoli etwa hat sich der Boden in dieser Zeit um rund 1,4 Meter angehoben. Die Erdoberfläche verhält sich dabei ähnlich wie ein Ballon, der von innen aufgeblasen wird. Forscher haben das Gestein unter dem Vulkan mit einem Modell aus dem Bauingenieurwesen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Gesteinsschichten nicht mehr nur elastisch nachgeben, sondern erste Risse zeigen – ein Hinweis darauf, dass der Druck kritisch wird.

Millionen leben in der Gefahrenzone

Campi Flegrei liegt in einem dicht besiedelten Gebiet. Rund vier Millionen Menschen wohnen im Großraum Neapel (Italien), viele davon in direkter Nähe zum Krater. Die italienischen Behörden haben bereits Notfallpläne erarbeitet, um bei einem möglichen Ausbruch schnell reagieren zu können. Doch Experten betonen, wie schwierig eine geordnete Evakuierung in einem solchen Fall wäre.

Auch Europa betroffen

Ein Ausbruch von Campi Flegrei hätte nicht nur lokale Folgen. Vor etwa 40.000 Jahren kam es zu einer gewaltigen Explosion, die weltweit Spuren hinterließ. Damals sanken die Temperaturen spürbar, und der Klimawandel wurde beschleunigt. Wenn es heute zu einer ähnlich starken Eruption käme, könnte Asche große Teile Europas bedecken. Flüge müssten gestrichen werden, Stromnetze könnten zusammenbrechen, und die Landwirtschaft hätte unter den Folgen zu leiden. Die Abkühlung durch vulkanische Gase in der Atmosphäre würde das Wetter auf Jahre hinaus beeinflussen – auch in Ländern weit entfernt von Italien.

 

Keine genaue Prognose möglich – aber Risiko steigt

Wann genau Campi Flegrei ausbricht, kann niemand sagen. Doch die Anzeichen, dass etwas im Gange ist, häufen sich. Seit dem Jahr 2012 gilt in der Region die zweithöchste Warnstufe – gelb. Diese bedeutet, dass sich der Vulkan in einem „aufmerksamen Zustand“ befindet. Fachleute bleiben wachsam. Regelmäßige Messungen und Auswertungen sollen sicherstellen, dass bei steigender Gefahr rechtzeitig gehandelt werden kann.

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