Mutmaßlicher Milliarden-Versenker wird jetzt in der Nähe von Moskau vermutet.
Wien. Wenn die ihm zugeschriebenen Charakterzüge den Tatsachen entsprechen, ist der Mann wahrscheinlich auch noch stolz darauf: Jan Marsalek, Wiener ohne Schulabschluss hat es auf die Liste der meistgesuchten Verbrecher Europas geschafft.Nachdem er als Hauptdrahtzieher der legendären Wirecard-Pleite 1,9 Milliarden Euro versenkt haben soll und seit Juni auf der Flucht ist.
Neben dem „Dauergast“ auf der Liste, dem seit 23 Jahren flüchtigen Prostituierten-Mörder Tibor Foco aus Wien, ist Marsalek der einzige Österreicher im illustren Kreise der Top-Ganoven. Europol sucht ihn händeringend, aufhalten soll sich der frühere Top-Manager, der bei der Wirecard AG als CCO Millionen verdiente, inzwischen in der Nähe von Moskau. Angeblich steht er dort unter Kuratel des russischen Geheimdienstes.
Zuvor war der Wiener auf die Philippinen und anschließend nach Weißrussland geflüchtet. Er soll durch fingierte Asien-Geschäfte des börsennotierten Finanzdienstleisters Wirecard hauptverantwortlich für den angerichteten Milliarden-Schaden sein – es gilt die Unschuldsvermutung.
Wiener mit Kontakten zu Geheimdiensten
Alle Fahndungsmaßnahmen nach Marsalek waren bislang im Sande verlaufen. Auch die Ausstrahlung seines Falles im August in Aktenzeichen XY … ungelöst brachte für die Ermittler nicht den gewünschten Erfolg. Der Wiener, der sich stets mit besten Kontakten zu Geheimdiensten brüstete, blieb ein Phantom. Doch ohne ihn scheint die Aufklärung des Wirecard-Skandals kaum möglich.
Die neue Europol-Liste wurde vor allem wegen der meistgesuchten Sexualstraftäter Europas herausgegeben. Auf dieser befindet sich derzeit jedoch kein Österreicher.