Trend in den USA

Yoga-Fans lassen die Hüllen fallen

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Der Trend des Nackt-Yoga findet in den USA findet immer mehr Anhänger.

Manche Leute trainieren, um nackt gut auszusehen. Andere wollen beim Training nackt gut aussehen. Gibt es nicht? Doch: In den USA greift ein neuer Trend um sich: Nackt-Yoga. Ausgangspunkt des Phänomens ist die Homosexuellen-Szene von San Francisco, Boston und Los Angeles. Doch auch in New York, Chicago und anderen Städten verrenken sich inzwischen Yogajünger so, wie Gott sie geschaffen hat.

Ausschließlich Männer
Anhänger der Bewegung erklären, Nackt-Yoga helfe ihnen beim Vertiefen ihrer Übungen und dem Aufbau einer engen und - wohlgemerkt - nicht sexuellen Gemeinschaft. Die meisten Kurse finden hinter vorgezogenen Vorhängen statt und werden ausschließlich von Männern besucht. Doch es gibt auch gemischte Kurse für männliche und weibliche Yoga-Anhänger.

Einen davon leitet Isis Phoenix im Studio Nude Yoga NYC in Manhattan. Die Teilnehmer ihrer Kurse kommen "aus allen Schichten der Bevölkerung, allen Altersgruppen und haben verschiedene sexuelle Orientierungen", erklärte die 29-Jährige. Gewöhnlich sind in ihren Nackt-Yoga-Stunden doppelt so viele Männer wie Frauen. Die Nacktheit gebe vielen Männern einen Extra-Kick, den sie brauchten, um Yoga-Übungen zu praktizieren. Doch sie will nicht geltenlassen, dass das Nacktsein ein sexuelles Element verursacht. Vielmehr gehe es um ein allgemeines Wohlgefühl.

"Einfach nur Spaß"
Ähnlich sieht es auch John Cottrell, der zweimal im Monat in Salt Lake City einen Nackt-Yoga-Kurs anbietet. "Es geht um Yoga und die Würdigung seines Körpers", erklärt er. Die Kurse schaffen nach seinen Worten einen sicheren, nicht-bedrohlichen Raum, der Männern dabei hilft, sich selbst einmal anders zu betrachten. "Es ist einfach nur Spaß. Und ein tolles Training."

Teilnehmer der Kurse berichten allerdings, dass sie das eine oder andere Mal einen Schauer der Erregung verspüren. Doch der Pionier des Nackt-Yogas, der New Yorker Aaron Star, und seine Anhänger betonen, es gehe in erster Linie um die physische Fitness. Star war der Vorreiter des Nackt-Yogas und sprach damit vor allem die Schwulen in New York an. Seine DVD-Serie "Hot Nude Yoga" erlaubt es angehenden Yogis, die Übungen auch in der privaten Atmosphäre zu Hause auszuprobieren.

Überwindung Gruppenübung
Ist Nackt-Yoga peinlich? Ja, manchmal schon, wie Neulinge erklären. Anfänger spüren in Kursen eine unleugbar sexuell aufgeheizte Spannung, die die Übungen zu einer manchmal höchst sonderbaren und peinlichen Erfahrung machen. Viele Nackt-Yoga-Kurse drehen sich nämlich um Partnerübungen, bei der es eine Reihe von Stellungen gibt, die Männer sehr nahe an die intimsten Bereiche ihrer Trainingspartner bringen.

Deshalb zweifeln Yoga-Lehrer am Nutzen der Nacktübungen. "Ich verstehe den Sinn nicht", erklärt Mary Dillion, die Yoga-Kurse in einem New Yorker Studio leitet. "Es gibt Yoga-Übungen, die ich mag. Nackt sein kann ich zu Hause. Ich brauche Nackt-Yoga nicht."

Qualität leidet
Ähnlich sieht auch Joshua Stein die Angelegenheit. Der Herausgeber des Magazins "Out" hat 2008 einen textilfreien Kurs besucht und war nicht davon angetan. Die Qualität des Yogas leide unter der gesteigerten Sinnlichkeit, berichtet Stein, der heterosexuell ist. "Es ist fast so, als ob Yoga eine nachträgliche Entschuldigung ist. Es verschafft einem diese Grauzone, in der man physisch intim sein kann, ohne dass es so aggressiv-intim ist wie in einem Badehaus oder einer Bar."

Nackt-Yoga-Lehrer Jeffrey Duval räumt freimütig ein, dass er bei seinem allerersten Besuch eines Nackt-Yoga-Kurses dachte, es gehe dabei in erster Linie um Sex. Seine Erfahrung übertraf aber seine Erwartung. "Man legt nicht nur seine Kleidung ab, sondern auch seine Unsicherheit und Furcht", erklärt er. "Und ich kann mir keine perfektere Art von Übung vorstellen."

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