Bei Rettern und Überlebenden machte sich Verzweiflung breit: Es mangelt an Lebensmitteln, Wasser, Toiletten und Medikamenten.
Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben im tibetischen Hochland in Westchina ist die Zahl der Toten auf 1.339 gestiegen, berichtete am Samstag die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Mehr als 100.000 Menschen wurden obdachlos und mussten bei eisigen Temperaturen im Freien übernachten.
Besonders schwer traf es die Stadt Jiegu, dort stürzten rund 85 Prozent aller Gebäude ein. Zahlreiche Menschen werden noch unter den Trümmern vermisst, rund 11.000 Menschen wurden verletzt. Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Westen Chinas sind die ersten Konvois mit Nothilfe und schwerem Räumgerät in dem abgelegenen Gebiet eingetroffen. Es wurde höchste Zeit: Viele Überlebende mussten die zweite Nacht bei Minustemperaturen im Freien ausharren, die Verletzten konnten nur notdürftig versorgt werden. Ministerpräsident Wen Jiabao übernahm am Freitag persönlich die Koordinierung der Hilfe.
Maschinen reichen nicht aus
"Wir müssen als erstes die
Überlebenden bergen. Wir geben nicht auf, auch wenn nur noch wenig Hoffnung
besteht", sagte Wen der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Das
Staatsfernsehen zeigte den Regierungschef, wie er gemeinsam mit
Bergungskräften über Schuttberge kletterte oder eine obdachlose Tibeterin
und ihr Kind zu trösten versuchte. Er hielt sich seit Donnerstagabend in dem
mehrheitlich von Tibetern bewohnten, schwer zugänglichen Gebiet auf.
Nachdem die Retter zunächst mit bloßen Händen in den Trümmern nach Eingeschlossenen gesucht hatten, stand einigen von ihnen am Freitag endlich schweres Räumgerät zur Verfügung. Doch schienen die Maschinen für eine Katastrophe derartigen Ausmaßes nicht auszureichen.
Verzweiflung macht sich breit
Nach wie vor hatten viele
Bergungskräfte in der dünnen Luft des Plateaus auf einer Seehöhe von fast
4.000 Metern mit der Höhenkrankheit zu kämpfen. Bei Rettern und Überlebenden
machte sich Verzweiflung breit: Es mangelte an Lebensmitteln, Wasser,
Toiletten und Medikamenten. Die Kälte und der mangelnde Sauerstoff setzten
den Verletzten zusätzlich zu, wie die englischsprachige Zeitung "China
Daily" berichtete. Als wäre dies nicht schon genug, warnten die
Behörden am Freitag vor der Gefahr der tödlichen Lungenpest - übertragen
wird sie von Murmeltieren, die durch das Beben aus ihrem Winterschlaf
aufgestört worden sein könnten.
Mitten in der zerstörten Stadt betrieben tibetische Mönche unterdessen eine Behelfsküche. Sie sind nach eigenen Angaben Hunderte Kilometer gereist, um den Menschen in der armen Region zu helfen. Dutzende weitere Mönche beteiligten sich an den Bergungsarbeiten. Allein aus der Nachbarprovinz Sichuan, wo vor fast zwei Jahren 87.000 Menschen bei einem Beben umkamen, hätten 28 Klöster Hilfe entsandt, sagte einer von ihnen.