Europa im Ausnahmezustand. Am stärksten betroffen ist Italien. Einstige Touristenhochburgen werden zu Geisterstädten. Ein Land sperrt zu.
Armes Italien, chiuso per virus. Österreich hat, wie berichtet, jetzt alle Flüge von Wien nach Mailand und Bologna für zwei Wochen verboten. Auch die Nachtzüge nach Italien verkehren nicht mehr. Ab Montag wird es an den Grenzübergängen in Thörl-Maglern (Kärnten) und am Brenner (Tirol) zu stichprobenartigen Corona-Kontrollen kommen.
Mithilfe der Polizei werden punktuelle Kontrollen mit Fiebertests durchgeführt – so wie derzeit auf den Airports. Auch Flüge vom und in den Iran und nach Südkorea hat die Regierung inzwischen untersagt. Bürger dieser Länder dürfen nur mehr mit ärztlichem Attest einreisen.
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In Venedig tummeln sich derzeit nur ganz wenige Touristen herum.
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Ein- und Ausreiseverbot: Venedig & Co. abgeriegelt
Am heftigsten trifft Österreich aber die rasante Ausbreitung der COVID-19-Seuche in Italien, beliebtestes Urlaubsland der Österreicher. 1,8 Millionen urlauben jedes Jahr an der Adria, die Osterferien stehen vor der Tür. Jetzt die Katastrophe: 233 Corona-Tote, 5.883 Infizierte, 13 Regionen in der Lombardei, Emilia-Romagna, dem Piemont und in Venetien abgeriegelt. 50.000 leben isoliert in „roten Zonen“. Rom will sogar ein Ein- und Ausreiseverbot verhängen. Ganze Städte sind leer gefegt: Mailand, Padua, Verona, Bergamo, aber auch Venedig haben einen Touristenrückgang von 90 Prozent. Das Finale im Skiweltcup in Cortina abgesagt, Notstand in Südtirol und im Friaul, der Nachbarregion zu Kärnten. Selbst in Rom liegt der Tourismus lahm: minus 60 Prozent, reihenweise Stornos für den Osterurlaub.
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Auch in Rom sind die Sehenswürdigkeiten zum Teil menschenleer.
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Fast keine Menschenseele auf der Spanischen Treppe in Rom.
Schulen und Universitäten sind bis Ende März zu, Fußballstadien gähnend leer. Teile der Industrie stehen still. Landesweit wurden pensionierte Ärzte aus dem Ruhestand zurückgerufen. Das Land steht vor dem Kollaps.
Ein Viertel von Italiens Bevölkerung unter Quarantäne
Wegen der Coronavirus-Epidemie stehen in Italien nun rund ein Viertel der Bevölkerung unter Quarantäne. Die Regierung in Rom erließ am Sonntag ein grundsätzliches Ein- und Ausreiseverbot für Gebiete in Norditalien mit insgesamt mehr als 15 Millionen Einwohnern, zu denen auch die Wirtschaftsmetropole Mailand und der Touristenmagnet Venedig gehören. Während in China die Zahl der Neuinfektionen erneut zurückging, breitete sich das Virus in anderen Weltregionen weiter aus.
Wie Italiens Regierungschef Giuseppe Conte via Twitter mitteilte, gilt die in Europa beispiellose Quarantäne für große Teile Norditaliens von Sonntag an bis zum 3. April. Ausnahmen bei dem grundsätzlichen Ein- und Ausreiseverbot sind nur aus nachgewiesenen dringenden beruflichen oder familiären Gründen und in gesundheitlichen Notfällen möglich.
Das Dekret sieht außerdem ein Verbot aller kulturellen, sportlichen und religiösen Veranstaltungen vor. Museen, Kinos, Theater, Diskotheken, Tanzschulen und ähnliche Einrichtungen müssen vorerst ebenso schließen wie Wintersport-Stationen. Die Schulen und Universitäten sind bereits seit Donnerstag in ganz Italien geschlossen.
Bars und Restaurants dürfen in den Quarantänegebieten nur ihren Betrieb fortsetzen, wenn ein Mindestabstand zwischen den einzelnen Gästen und Mitarbeitern von einem Meter eingehalten wird. Diese Regelung betrifft auch religiöse Orte wie Kirchen, Zeremonien wie Taufen oder Hochzeiten müssen verschoben werden.
Das Dekret gilt für die gesamte Lombardei, einen Teil der Region Venetien, den Norden der Emilia-Romagna und den Osten des Piemont. Betroffen sind damit rund ein Viertel der 60 Millionen Einwohner Italiens.
Allein in der Lombardei leben zehn Millionen Menschen, davon knapp 1,4 Millionen in Mailand. Die Region ist das wirtschaftliche und industrielle Herz Italiens.