Seltenes Phänomen

"Zombie-Stern": Perfekte Sphäre im All lässt Forscher rätseln

Eine internationale Forschungsgruppe hat mithilfe eines hochmodernen Radioteleskops ein bislang unbekanntes Objekt in unserer Milchstraße entdeckt. Die Struktur fällt durch ihre fast perfekte Kugelform auf – ein Umstand, der in der Astronomie äußerst selten vorkommt.  

Das Objekt trägt den Namen „Teleios“, was auf das altgriechische Wort für „vollständig“ oder „vollkommen“ zurückgeht. Doch trotz dieser äußeren Regelmäßigkeit bleiben viele Fragen zur Herkunft und Natur des Objekts offen.

Ein überraschender Fund mitten in unserer Galaxie

Die Entdeckung gelang im Rahmen des Forschungsprojekts Evolutionary Map of the Universe (EMU), das mit dem Radioteleskop ASKAP (Australian Square Kilometre Array Pathfinder) durchgeführt wird. Dieses Teleskop steht in Westaustralien und ist Teil eines großen Vorhabens zur Erfassung der Strukturen und Entwicklungen im Kosmos.

Teleios könnte der Überrest einer Supernova sein. 

Teleios könnte der Überrest einer Supernova sein. 

© Filipović et al., arXiv, 2025

Dabei stießen die Forschenden auf ein Objekt in der Milchstraße, das sich durch eine ungewöhnlich gleichmäßige, kugelförmige Struktur auszeichnet. Die Symmetrie von Teleios ist für Fachleute bemerkenswert, da vergleichbare Überreste normalerweise durch unregelmäßige Ausbreitung und äußere Einflüsse verformt erscheinen.

Überrest einer Supernova

Ein Ansatz zur Erklärung dieses Phänomens führt zu einer bestimmten Art von Sternexplosion: der Typ Ia Supernova (mit römischer Ziffer geschrieben: Typ I). Diese entstehen, wenn ein sogenannter Weißer Zwerg – also ein kleiner, ausgebrannter Stern – in einem Doppelsternsystem von seinem Nachbarstern Materie aufsaugt. Erreicht er dabei eine bestimmte Massegrenze, explodiert er. Die entstehende Explosion ist extrem hell und lässt häufig gut erkennbare Überreste zurück.

Doch genau diese Überreste sehen in den meisten Fällen anders aus als Teleios – sie sind unregelmäßig, durch äußere Einflüsse gestört oder asymmetrisch geformt. Das lässt die Vermutung aufkommen, dass sich Teleios möglicherweise in einem besonders leeren Bereich des Alls befindet, in dem keine interstellaren Störungen die Explosion verformt haben.

So weit ist Teleios entfernt

Ein zentrales Problem der Untersuchung: Die Entfernung von Teleios zur Erde lässt sich bislang nicht eindeutig bestimmen. Zwei Berechnungen liefern sehr unterschiedliche Werte. Die eine Variante geht von etwa 7.175 Lichtjahren aus, die andere von etwa 25.114 Lichtjahren. (Zum Vergleich: 1 Lichtjahr entspricht etwa 9,46 Billionen Kilometern.)

Teleios befindet sich am Rand des unteren Drittels, links neben der Mitte in Form eines nahezu perfekten Kreises. 

Teleios befindet sich am Rand des unteren Drittels, links neben der Mitte in Form eines nahezu perfekten Kreises. 

© Filipović et al., arXiv, 2025

Je nach tatsächlicher Entfernung verändert sich auch die angenommene Größe von Teleios. Bei näherer Lage hätte das Objekt einen Durchmesser von rund 46 Lichtjahren. Im Falle der weiter entfernten Position wären es etwa 157 Lichtjahre. Auch das Alter des Objekts würde je nach Szenario stark variieren: In der ersten Variante wäre Teleios wahrscheinlich jünger als 1.000 Jahre, in der zweiten womöglich über 10.000 Jahre alt.

Typ Iax Supernova mit Zombie-Stern

Weil bei Teleios keine typischen Röntgenstrahlen nachgewiesen werden konnten – ein Merkmal, das normalerweise bei Typ Ia Supernovae auftritt – ziehen die Forschenden eine weitere Möglichkeit in Betracht: Es könnte sich um einen Überrest einer sogenannten Typ Iax Supernova handeln.

 

Diese Variante ist seltener und zeichnet sich dadurch aus, dass der ursprüngliche Stern nicht vollständig zerstört wird. Stattdessen bleibt ein sogenannter „Zombie-Stern“ übrig – ein Himmelskörper, der zwar schwer beschädigt, aber noch vorhanden ist. Wenn diese Annahme zutrifft, müsste Teleios deutlich näher an der Erde liegen – nämlich etwa 3.262 Lichtjahre entfernt – und hätte einen Durchmesser von ungefähr 11 Lichtjahren. Diese Werte würden besser zu den beobachteten Radiowellenemissionen passen, die durch das ASKAP-Teleskop aufgezeichnet wurden.

Weitere Untersuchungen erforderlich

Fest steht: Teleios ist ein ungewöhnliches Objekt, das nicht leicht einzuordnen ist. Das internationale Forschungsteam rund um den Astronomen Miroslav Filipović von der Western Sydney University (Land: Australien) betont, dass noch viele Daten fehlen. Um genaue Aussagen über Entstehung, Entfernung und Aufbau des Objekts treffen zu können, sind deutlich detailliertere Messungen notwendig. Geplant sind daher weitere Beobachtungen mit höherer Auflösung. Erst dann wird sich zeigen, ob Teleios wirklich ein Überrest einer bestimmten Art von Sternexplosion ist – oder ob eine noch unbekannte Erklärung notwendig ist.

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