In Bangladesch

Zwei Festnahmen nach islamistischem Anschlag

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Polizei nimmt zwei Verdächtige nach Anschlag auf Cafe in Dhaka fest.

Nach dem Angriff von Islamisten auf ein Café in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, hat die Polizei zwei Verdächtige in Gewahrsam genommen. Bei einem von ihnen handelte es sich nach Angaben vom Montag um einen der Angreifer, die das Lokal "Holey Artisan Bakery" am Freitagabend überfallen und dutzende Menschen in ihre Gewalt gebracht hatten.

Anklage gegen Verdächtige

Sechs mutmaßliche Angreifer waren bei der gewaltsamen Beendigung der Geiselnahme durch Spezialkommandos Samstagfrüh getötet worden, ein weiterer Verdächtiger wurde lebend gefasst. Er sei am Montag formell in Haft genommen worden, teilte die Polizei mit. Er und ein anderer Verdächtiger befänden sich in Gewahrsam. Gegen beide solle Anklage erhoben werden.

Laut örtlichen Medienberichten wurde auch das Haus eines Überlebenden durchsucht, nachdem Überwachungskameras ihn beim Herumlaufen in dem Café während der Geiselnahme gefilmt hatten. Es seien jedoch keine belastenden Beweismaterialien gefunden worden.

Verdächtige hatten Ausländer im Visier

Die Angreifer hatten bei ihrer elfstündigen Geiselnahme zwei Polizisten und 20 Geiseln getötet. Unter den Opfern waren 18 Ausländer: neun Italiener, sieben Japaner, ein US-Bürger und eine indische Studentin. Nach Angaben von Überlebenden töteten die Angreifer ihre Opfer innerhalb der ersten 20 Minuten des Angriffs. Sie hatten demnach gezielt Ausländer im Visier.

Trauerfeier in Dhaka

Am Montag fand in einem Stadion in Dhaka eine Trauerfeier für die Opfer statt. Regierungschefin Sheikh Hasina legte Kränze auf den Särgen nieder. Minister, Diplomaten, führende Politiker sowie Angehörige hatten sich in einem Stadion der Armee, wo die Särge der Opfer aufgebaut waren, versammelt. Anschließend sollten die Opfer der Geiselnahme den Familien übergeben werden. Die Leichen der ausländischen Opfer sollten in ihre Heimatländer überführt werden. Am Abend sollte die zweitägige Staatstrauer enden, die wegen des Anschlags ausgerufen worden war.

Während sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zu der Tat bekannte, betonte die Regierung in Dhaka am Sonntag, dass es sich um einen Angriff einer verbotenen einheimischen Islamistengruppe gehandelt habe. Die Angreifer seien junge Männer aus wohlhabenden Familien und hätten keine Verbindungen zum IS. Dhaka bestreitet generell, dass ausländische Islamisten in Bangladesch aktiv sind.

Staatliches Versagen als Ursache für religöse Gewalt

Die katholische Kirche in Bangladesch rief die Muslime des südasiatischen Landes unterdessen auf, sich eindeutig vom Terrorismus zu distanzieren. "Kein Mensch mit gesundem Verstand und keine Religion kann solch ein entsetzliches Massaker tolerieren. Die guten Muslime müssen jetzt mit Entschlossenheit den Islam vor dem Griff des Terrorismus retten", sagte Bischof Gervas Rozario, Vorsitzender der Bischofskommission für Gerechtigkeit und Frieden, laut Kathpress dem katholischen Pressedienst Ucanews am Montag.

Asiatische Menschenrechtsaktivisten sehen das Versagen der staatlichen Institutionen in Bangladesch als Ursache für die wachsende religiöse Gewalt in dem südasiatischen Staat. "Es gehört zur Politik der Regierenden, Polizei und Geheimdienste zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele, zur Zerstörung der Opposition und zur Einschränkung fundamentaler demokratischer Rechte zu missbrauchen", hieß es in einer am Montag in Hongkong veröffentlichten Erklärung der unabhängigen Asian Human Rights Commission (AHRC).

90 Prozent der 160 Millionen Einwohner von Bangladesch sind sunnitische Muslime. Der Islam ist die Staatsreligion von Bangladesch.
 

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