Nach Wiederwahl

Ban Ki-moon ruft zu Zusammenhalt auf

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Der 67-Jährige Südkoreaner bleibt bis Ende 2016 im Amt.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat nach seiner Wiederwahl Zusammenhalt und Entschlossenheit der Mitgliedsländer angemahnt. Die UNO müsse weiterhin bestimmt und geschlossen handeln, sagte Ban am Dienstagabend in New York. Zuvor war der Spitzendiplomat von den 192 Mitgliedern der UN-Vollversammlung per Akklamation zu einer zweiten fünfjährigen Amtszeit wiedergewählt worden. Der 67-Jährige steht damit bis Ende 2016 der Weltorganisation vor.

Maßgebliche Erfolge
In seiner Antrittsrede hob Ban die Erfolge und Errungenschaften der UNO in seiner bisherigen Amtszeit und seit Gründung der Weltorganisation hervor. Besonders im Kampf gegen den Klimawandel und in der nuklearen Abrüstungspolitik seien maßgebliche Erfolge erzielt worden. Schwierige Aufgaben und Herausforderungen stünden der Staatengemeinschaft jedoch weiterhin bevor.

"Wir müssen Ergebnisse bringen, die die Menschen sehen und anfassen können", sagte Ban in seiner Rede, die er auf Englisch und Französisch hielt. "Wir müssen die wichtige Arbeit, die wir gemeinsam begonnen haben, weiterführen." Themen wie die Klimaveränderung und der Schutz von Kindern lägen ihm weiterhin sehr am Herzen.

Stolz in der Heimat
Besonders stolz auf die Wiederwahl äußerte sich Südkoreas Präsident Lee Myung-bak, der die "gewissenhafte und bescheidene Haltung" des früheren südkoreanischen Außenministers hervorhob. "Ich war sehr stolz darauf, dass nicht nur Führer von fortgeschrittenen Ländern, sondern besonders auch von Entwicklungsländern ihre aktive Unterstützung äußerten", sagte Lee am Mittwoch.

Großes Lob
Auch von seinen Diplomatenkollegen an der UNO erntete Ban großes Lob für seine Arbeit. In den vergangenen viereinhalb Jahren habe er seine gesamte Energie in die Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und internationaler Sicherheit investiert. "Er war an allen Fronten in Afrika, Asien, Europa und Amerika, um dort zu vermitteln und Frieden zu fördern", sagte Gabuns UN-Botschafter und amtierender Präsident des Sicherheitsrats, Nelson Messone, kurz vor der Abstimmung.

"Die Aufgabe ist keine einfache, aber ich kann Ihnen die volle Unterstützung der Vollversammlung zusichern", sagte der Schweizer UN-Botschafter und Präsident der Vollversammlung, Joseph Deiss. Er hob besonders den Einsatz des UN-Chefs beim Thema Klimawandel hervor.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy beglückwünschten Ban zu seiner Wiederwahl. "Unter seiner Führung hat die UNO eine entscheidende Rolle bei der Lösung globaler Probleme vom Klimawandel bis hin zu Frieden, Sicherheit und der Ausrottung der Armut gespielt", schrieben beide in einer gemeinsamen Stellungnahme. Barroso und Van Rompuy sagten, sie freuten sich auf die Fortführung der guten Kooperation der EU mit der UNO.

Gratulationen aus Österreich
Gratulationen kamen auch von der österreichischen Staatsspitze. Bundespräsident Heinz Fischer betonte in seinem Gratulationsschreiben, die Tatsache, dass Bans Wiederbestellung durch Akklamation erfolgt sei, zeige "die weltweite Wertschätzung, die Sie für Ihre bisherige Amtsführung genießen."

Bundeskanzler Werner Faymann (S) erklärte: "In seiner bisherigen Amtszeit hat Ban Ki-Moon gezeigt, dass seine besonnene Art auf die weltpolitischen Herausforderungen zu reagieren, die richtige war". Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger (V) zeigte sich "froh, dass mit ihm auch in den kommenden fünf Jahren eine Persönlichkeit an der Spitze der Vereinten Nationen stehen wird, die sich mit ganzer Kraft den Zielen der UNO verschrieben hat."

Ban leitet seit 1. Jänner 2007 als Nachfolger des Ghanaers Kofi Annan die internationale Organisation. Seine Wiederwahl galt als sicher, da sich keine Gegenkandidaten aufgestellt hatten. Zur Vereidigung war die originale Charta der Vereinten Nationen von 1945 aus der US-Hauptstadt Washington nach New York gebracht worden.

Bei den Umstürzen in der arabischen Welt prangerte Ban zuletzt Menschenrechtsverletzungen in Libyen, Syrien und im Jemen entschieden an. So telefonierte er unter anderem mit Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi und Syriens Staatschef Bashar al-Assad, der ihm seitdem das Gespräch verweigert. Nach seiner Wiederwahl forderte er Assad erneut zu Reformen auf. Die Menschen in der arabischen Welt kämpften für ihr Wohlergehen und für mehr Freiheit und Demokratie, sagte Ban. Die Regierungen sollten ihnen daher "gut zuhören".

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Ban Ki-moon im Porträt

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon  gilt anders als sein charismatischer Vorgänger Kofi Annan als Mann der leisen Töne, für den Geschmack seiner Kritiker oft zu leise. Sein Rückhalt in der internationalen Staatengemeinschaft ist aber groß: Nachdem sich der UN-Sicherheitsrat bereits für den Südkoreaner ausgesprochen hatte, stimmte die Vollversammlung der Vereinten Nationen am Dienstag einmütig einer zweiten fünfjährigen Amtszeit zu.

Seit 2007 an der Spitze der UNO

Ban hatte den UN-Topjob 2007 von Annan übernommen, der wegen seines forschen Auftretens als moralische Instanz den Beinamen "weltlicher Papst" erhalten hatte. Immer wieder hatte sich der Ghanaer lautstark in die Weltpolitik eingemischt - und ging damit einigen Regierungen auf die Nerven. Vor allem die USA, die von Annan wegen des Irak-Kriegs gescholten wurden, suchten einen zurückhaltenderen Nachfolger. Sie fanden einen geeigneten Kandidaten in Ban, der sich damals selbst als "Harmonisierer" bezeichnete.

Wenig Charisma, viel Arbeitseifer
Fehlende Ausstrahlung kompensiert der Südkoreaner mit seinem Arbeitseifer. Mitarbeiter beschreiben ihn als stressresistenten Workaholic, der nach einem Zwölf-Stunden-Tag im UN-Hochhaus in New York oft noch zuhause am Schreibtisch sitzt. Unermüdlich reist Ban um die Welt und nimmt dabei viele Unannehmlichkeiten in Kauf. Seinen 67. Geburtstag etwa musste er vergangene Woche an einer Tankstelle in Argentinien feiern, nachdem die Aschewolke eines Vulkans ihn zum Umstieg vom Flugzeug auf einen Bus gezwungen hatte.

Berufsdiplomat seit 30 Jahren

Als Ban Anfang der 70er Jahre mit 26 Jahren in den diplomatischen Dienst eintrat, hatte er einen Abschluss der besten Hochschule seines Landes, der Nationaluniversität Seoul, in der Tasche. Später erwarb er noch einen Master in öffentlicher Verwaltung an der US-Eliteuniversität Harvard. Während seiner steilen Karriere entwickelte er sich zum Experten für die Vereinten Nationen. Seinen ersten Diplomatenposten bei der UNO bekam er 1975, drei Jahre später stieg er zum Ersten Sekretär der südkoreanischen UN-Vertretung auf.

UNO-Diplomat und südkoreanischer Außenminister
Ban zeichnete mehrere Jahre im südkoreanischen Außenministerium für UN-Fragen verantwortlich, 2001 wurde er schließlich für zwei Jahre UN-Botschafter seines Landes. Bevor er am 1. Januar 2007 als erster Asiate seit mehr als drei Jahrzehnten das Amt des UN-Generalsekretärs antrat, war er südkoreanischer Außenminister. Wegen seiner Zeit als Botschafter in Österreich Ende der 90er Jahre spricht er auch ein wenig Deutsch.

Kritischer Blick von Menschenrechtsaktivisten
Anders als sein Vorgänger Annan schien Ban als Generalsekretär bisher großen Wert darauf zu legen, nicht den Unmut der Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat auf sich zu ziehen. Menschenrechtler halten Ban vor, sich vor allem mit Blick auf die Unterdrückung von Dissidenten in China zu stark zurückgehalten zu haben. So schwieg er bei einem Besuch in Peking im vergangenen November zum Fall des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo.

Erste Amtszeit für viele enttäuschend
Die erste Amtszeit des Südkoreaners sei in dieser Hinsicht "enttäuschend" gewesen, sagt Philippe Bolopion von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Allerdings habe Ban zuletzt in seinen Erklärungen zum Konflikt in Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und zu den Umbrüchen in der arabischen Welt eine "stärkere Stimme" gefunden. Entschieden prangerte der Generalsekretär das brutale Vorgehen Libyens und Syriens gegen die Protestbewegung in den Ländern an. Der syrische Machthaber Bashar al-Assad soll sich inzwischen weigern, die Telefonanrufe des Südkoreaners anzunehmen.

Ban verteidigt Vorgehen bei den Menschenrechten
Als Ban Anfang des Monats seine erneute Kandidatur verkündete, verteidigte er sein Vorgehen bei den Menschenrechten. In einer so bedeutenden Frage mache er keine Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten, betonte er. Als herausragendes Thema seiner zweiten Amtszeit sieht Ban aber den Kampf gegen die Erderwärmung. "Das ist die wichtigste Priorität für die Menschen", schrieb er in einem Brief an die 192 UN-Mitgliedstaaten.

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