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Air One und Air France wollen Alitalia

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Air One und Air France haben unverbindliche Angebote abgegeben. Lufthansa bietet wegen der Risiken nicht mit.

Die Alitalia-Privatisierung tritt in die entscheidende Phase. Das Management der italienischen Fluggesellschaft am Donnerstag eine Liste mit den Namen der an einer Übernahme interessierten Gruppen vorlegen. Heute endet die offizielle Bieterfrist für den Staatsanteil von 49,9 Prozent samt einer Kontrollmehrheit an der angeschlagenen Alitalia. Bis zum Abend werde der Konzern Informationen über die Interessenten veröffentlichen, "die sich für eine Sanierung, die Entwicklung und einen neuen Aufschwung von Alitalia einsetzen wollen und bereit sind, die Kontrolle zu übernehmen", teilte das Unternehmen am Vormittag mit.

Air France und Air One haben Interesse
Air France-KLM und die italienische Airline Air One haben offiziell ihr Interesse für die marode Fluggesellschaft angekündigt. Air France-KLM nannte zunächst keine näheren Details ihres Angebots. Nach Information der französischen Wirtschaftszeitung "La Tribune" dürfte Air France-KLM weniger als den Alitalia-Börsenwert von rund 1,1 Mrd. Euro bieten. Air France war mit Alitalia bereits 2002 eine Handelspartnerschaft eingegangen. Air France-KLM besitzt einen zweiprozentigen Anteil an der italienischen Fluggesellschaft. Auch nach ihrem Gebot für Alitalia bleibt Air France-KLM weiter an der spanischen Iberia interessiert. Air France schaue sich den spanischen Rivalen auch weiterhin an, teilte die größte europäische Fluggesellschaft am Donnerstag mit.

Air One durchbrach Alitalia-Monopol
Gefährlicher Rivale im Rennen um die Alitalia ist die private Fluggesellschaft Air One. Die 1995 gegründete Fluggesellschaft hatte als erste Airline das Monopol von Alitalia auf dem italienischen Markt gebrochen und einen Marktanteil von rund einem Drittel in Italien erreicht. Danach war es mit Alitalia bergab gegangen. Air One unter Kontrolle des italienischen Bauunternehmers Carlo Toto kann mit einem finanzstarken Partner rechnen. Unterstützt wird sie von einem Bankenpool um das größte Geldhaus Italiens, Intesa San Paolo.

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Die Deutsche Lufthansa ist dagegen aus dem Verkaufspoker ausgestiegen. Die Lufthansa gebe kein unverbindliches Angebot für die Italiener ab, sagte eine Sprecherin. Die Lufthansa habe Chancen und Risiken abgewogen. Markt und Marke hätten gut gepasst, zudem verfüge Alitalia über ein attraktives Streckennetz. Es seien aber auch die wirtschaftliche Risiken hinsichtlich der Finanzplanung zu berücksichtigen. Nach den bisher vorliegenden Information habe man sich entschlossen, kein Angebot zu legen.

"Der Bessere gewinnt", meinte der italienische Premier Romano Prodi im Hinblick auf die entscheidende Verhandlungsrunde. Bis zum 15. Dezember will die Regierung den Namen des neuen Alitalia-Besitzers bekanntgeben. Entscheidend für die Wahl des neuen Alitalia-Eigentümers sei der Sanierungsplan, meinte der Regierungschef.

Privatisierung scheiterte
Das Kabinett Prodi hatte bereits in der ersten Jahreshälfte 2007 einen Versuch zur Privatisierung der Alitalia unternommen, der nach der Absage aller Interessenten allerdings scheiterte. Keiner der Bieter wollte offenbar die von der Regierung geforderten Bedingungen akzeptieren. Als Problem wird unter anderem der starke Einfluss der Gewerkschaften bei Alitalia gesehen, der für hohe Personalkosten verantwortlich gemacht wird.

Eine Millarde Euro Schulden
Der neue Mehrheitsaktionär der Fluggesellschaft wird kein einfaches Leben haben. Mit mehr als einer Milliarde Euro Schulden, einem Minus von 600 Mio. Euro im vergangenen Jahr und täglich neuen Verlusten gilt das Unternehmen in der Branche als schwer kalkulierbares Finanzrisiko.

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