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Antrag von Arcandor auf Staatshilfe

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Die bisherigen Hoffnungen des Handelskonzerns waren am Montag vorläufig geplatzt. Bis Mittwoch muss eine Entscheidung her.

Der ums Überleben kämpfende deutsche Handels- und Touristikriese Arcandor will sich in letzter Minute doch noch die vorerst rettenden Hilfen sichern. Am heutigen Dienstag soll in Berlin ein nachgebesserter Antrag auf staatliche Rettungsbeihilfe über 437 Millionen Euro vorgelegt werden. Das kündigte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski am Montag in Essen an. Dazu wollte die Arcandor-Spitze noch in der Nacht versuchen, Eigentümer, Banken und Vermieter zu einem größeren Beitrag zu bewegen. Der neue Anlauf dürfte die letzte Chance sein, die drohende Insolvenz der Arcandor AG abzuwenden. "Wir brauchen eine Entscheidung bis Mittwoch", sagte der Sprecher.

Hoffnungen zerplatzt
Am Montag waren zunächst die Hoffnungen auf Staatshilfen innerhalb weniger Stunden zerplatzt. Am Vormittag wurden eine Bürgschaft sowie ein Kredit aus dem "Wirtschaftsfonds Deutschland" abgelehnt, am Nachmittag folgte eine Absage des Bundes an eine Rettungsbeihilfe. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa aus Regierungskreisen bekommt Arcandor (Karstadt, Quelle) aber eine allerletzte Frist für "einen neuen, substanziell verbesserten Antrag" auf Rettungsbeihilfen. An der Börse stürzte die Arcandor-Aktie um fast 44 Prozent ab.

Aktie engebrochen
An der Börse brach die Arcandor-Aktie regelrecht ein. Sie sackte am Abend um fast 44 Prozent auf den historischen Tiefstand von 1,06 Euro ab. Der Konzern beschäftigt rund 80.000 Mitarbeiter.

Zuvor hatte der Lenkungsausschuss des Bundes Staatshilfen aus dem "Wirtschaftsfonds Deutschland" abgelehnt. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bestanden "erhebliche Zweifel" an der Tragfähigkeit des Arcandor-Konzeptes. Zudem seien Kriterien für die Hilfen aus dem "Wirtschaftsfonds" nicht erfüllt. So bestünden erhebliche Zweifel, dass Arcandor erst mit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise in Schieflage geraten ist.

Hoffen auf 850 Millionen Euro
Arcandor hatte sich eine Staatsbürgschaft in Höhe von 650 Millionen und einen Kredit über 200 Millionen Euro aus dem "Wirtschaftsfonds" erhofft. An diesem Freitag läuft eine Kreditlinie über 650 Millionen Euro aus. Spätestens bis dahin müsste ein Rettungskonzept aller Beteiligten stehen.

Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick schwor am Montag vor der Essener Konzern-Zentrale die Belegschaft auf einen Kampf um jeden Job ein. Die Absage aus Berlin bedeute keineswegs die Insolvenz, rief der Manager per Megafon der Belegschaft zu. Karstadt-Chef Stefan Herzberg sieht für Warenhäuser des Arcandor-Konzerns gute Überlebenschancen. Auch die Eigentümer von (ehemals) KarstadtQuelle hätten deutlich gemacht, sie wollten alles tun, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Mahnwachen
Bundesweit kam es zu Aktionen von Karstadt-Beschäftigten wie Mahnwachen, es wurden Schaufenster verhüllt und die Beschäftigten fuhren in Autokorsos in die Innenstädte. Bürgermeister aus Städten mit Karstadt-Filialen forderten, Standorte mit den insgesamt mehr als 50.000 KarstadtQuelle-Arbeitsplätzen zu retten.

Die Arcandor-Touristiktochter Thomas Cook betonte erneut ihre Unabhängigkeit. "Thomas Cook ist ein eigenständiges und profitables Unternehmen, das an der Londoner Börse notiert ist", hieß es in einer Mitteilung der deutschen Thomas Cook AG. Arcandor hält 52,8 Prozent der Thomas-Cook-Anteile. Der Reiseveranstalter gilt als der Gewinnbringer des Arcandor-Konzerns.

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