Bei der AUA will man vom Rückzug des saudi-arabischen Scheichs oder einer Krisensitzungen nichts wissen.
Bei der börsenotierten Fluggesellschaft Austrian Airlines glaubt man nicht, dass der bereits vertraglich fixierte Einstieg des saudi-arabischen Scheichs Mohamed Bin Issa Al Jaber in letzter Minute platzen könnte. Wie berichtet soll der Scheich 20 Prozent der Aktien um 150 Mio. Euro übernehmen. Der Aktienkurs ist zuletzt allerdings stark abgesackt. Von einem Ausstieg Al Jabers oder Krisensitzungen innerhalb der AUA sei ihr nichts bekannt, sagte AUA-Sprecherin Livia Dandrea heute, Mittwoch, im "Ö1-Mittagsjournal".
"Haben gültige Verträge"
"Für uns ist die
Lage so, dass wir gültige Verträge haben. Wir verhalten uns auch
vertragskonform und bereiten uns auf die Hauptversammlung vor, die am 7. Mai
2008 stattfindet und mehr ist zu dem Thema von unserer Seite nicht zu sagen."
Dieser Meinung schließt sich auch die Mehrheitseigentümerin der AUA, die Staatsholding ÖIAG an. Es gebe derzeit keine Signale, die auf eine Änderung im Plan schließen lassen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Zudem sei der Einstieg von Scheich Al Jaber - unter der Bedingung einer Zustimmung der AUA-Hauptversammlung - vertraglich abgesichert.
Kein Kommentar von Michaelis
Zu einem Interview war ÖIAG-Chef
Peter Michaelis nicht bereit, ebenso wenig gibt es von der ÖIAG eine
Bestätigung dafür, dass Al Jaber schriftlich um einen Termin mit Michaelis
gebeten haben soll. Diese kommt allerdings von Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer, der am Rande des heutigen Ministerrats erklärte, er sei über
einen Brief Al Jabers an die ÖIAG informiert worden.
Anfang dieses Monats schien die Welt für die AUA noch in Ordnung: Ihr 50-Jahr-Jubiläum konnte die heimische Fluglinie mit einem Gewinn für 2007 feiern, dem ersten seit Jahren. Gemeinsam mit dem saudi-arabischen Scheich Al Jaber vereinbart man einen Vertrag, wonach Al Jaber bei der Hauptversammlung im Mai mit zwanzig Prozent bei der AUA einsteigt.
60 Mio. Nettoverlust
Durch das 150-Millionen-Euro Engagement Al
Jabers, sah die AUA im harten Konkurrenzkampf unter den Fluglinien ihre
Eigenständigkeit abgesichert. Gleichzeitig passt der saudische Scheich
perfekt in die Wachstumsstrategie der AUA im Mittleren und Nahen Osten. Das
war, wie gesagt, die Situation Anfang April. Mittlerweile musste die AUA für
das erste Quartal dieses Jahres einen Nettoverlust von über 60 Mio. Euro
verbuchen.
Der Aktienkurs rasselte auf einen historischen Tiefstand und ist heute nur mehr halb so hoch wie der mit Al Jaber vereinbarte Kaufpreis je Aktie. Dass der Scheich seinen Einstieg bei der AUA deshalb noch einmal überdenkt und schwer verärgert ist, wie "Die Presse" (Mittwoch-Ausgabe) schreibt, würde also kaum verwundern. Eine Bestätigung dafür ist allerdings nicht zu bekommen. Al Jabers rechte Hand in Wien, Karim Jalloul, wollte gegenüber dem ORF-Radio keinen Kommentar dazu abgeben.
Wäre Rückschlag für AUA
Bei einem Rückzug des
Scheichs würde die AUA nicht nur einen Großinvestor verlieren, sondern auch
einen Vermittler in einem ihrer wichtigsten Wachstumsmärkte, dem Mittleren
und Nahen Osten. Die AUA-Sprecherin betonte aber, dass sie sich an
Was-wäre-wenn-Spielen nicht beteiligen möchte: "Wir haben immer gesagt, dass
wir mit dem Investment von Al Jaber unsere geplanten Expansionen im
Mittleren Osten, die wir ohnehin vorhaben, einfach zügiger und schneller
voranbringen könnten. Den Plan zur Expansion haben wir immer gehabt - "mit
oder ohne Al Jaber".
Sollte Scheich Al Jaber tatsächlich aus dem Vertrag aussteigen wollen, könnte das in einen langen und teuren Rechtsstreit münden. Als Kompromiss wäre ein geringer Kaufpreis für den Zwanzig-Prozent-Anteil an der AUA denkbar - eine Woche ist jetzt noch Zeit für Verhandlungen. Ob die Verträge zwischen AUA und Al Jaber halten oder nicht, wird spätestens nach der kommenden Hauptversammlung feststehen.