Eine Sperrminorität beim AUA-Verkauf über 25 Prozent ist Wirtschaftsminister Bartenstein wohlfeil - allerdings keine Bedingung.
Dienstag stellt die Politik die Weichen für die AUA-Zukunft. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Verkehrsminister Werner Faymann und Finanzminister Wilhelm Molterer treffen zu einem AUA-Gipfel mit Vertretern der Staatsholding ÖIAG (hält 42,75 % an der AUA) zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Entscheidung über einen Privatisierungsauftrag für die Airline, der im Ministerrat am 12. August erteilt werden könnte.
Das steht im Geheimpapier, über das morgen diskutiert wird.
IVA will "faires Angebot"
Vor der Sitzung wehren sich
die Kleinanlegerschützer vom Interessenverband für Anleger (IVA), dass der
Deal "auf dem Rücken der Kleinanleger ausgetragen wird",
sagte IVA-Chef Wilhelm Rasinger. Es sei zu erwarten, dass Privatanleger nach
dem Verkauf an einen Partner "keinen Platz mehr haben werden".
Daher sollte man diesen ein "faires Angebot" legen, das entweder
die Preisminderung durch die öffentliche Hand unberücksichtigt lasse oder
eine künftige Wertsteigerung der AUA einkalkuliere. Als "Orientierung"
für ein mögliches Angebot an die Privatanleger nannte der
Kleinanleger-Vertreter den Aktienkurs der AUA vor eineinhalb Jahren von 7,10
Euro. Wichtig sei jedenfalls bei der Festlegung der Angebotshöhe, dass man
sich nach betriebswirtschaftlichen Kriterien richte, betonte Rasinger.
Haberzettel: Führungswechsel ohne Abfertigung
Für einen
Wechsel an der AUA-Spitze - und das ohne Abfertigung spricht sich FSG-Chef
Wilhelm Haberzettl vor dem Treffen aus. "Wenn Manager so versagen, dann,
glaube ich, gibt es auch andere Möglichkeiten, sich von ihnen zu trennen.
Man muss es einfach nur probieren", sprach sich der rote Gewerkschafter
zumindest für eine Ablöse von AUA-Chef Alfred Ötsch aus. Über das genaue
Vorgehen könne man mit Finanzminister Wilhelm Molterer (V) diskutieren, "er
ist der Eigentümer-Vertreter".
"Dass sie es nicht können, beweisen sie gerade", so Haberzettl über die derzeitige AUA-Spitze. Die Beibehaltung einer österreichischen Sperrminorität, wie sie bereits SPÖ und ÖVP geschlossen verlangen, ist für den FSG-Chef "auf jeden Fall anzustreben". Die AUA wird auch Thema im Wahlkampf der roten Gewerkschafter sein. Der Vorschlag von SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann, wonach 25 Prozent plus eine Aktie in österreichischem Besitz verbleiben sollen, sei volkswirtschaftlich vertretbar und richtig.
Annäherung
Dass sich SPÖ und ÖVP auf einen
Privatisierungsauftrag für die AUA einigen werden, wird in jedem Fall immer
wahrscheinlicher. Denn die ÖVP kann sich inzwischen mit der Forderung des
designierten SPÖ-Chefs Werner Faymann nach einer österreichischen
Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) anfreunden.
Das wäre „wünschenswert“, betont Wirtschaftsminister Bartenstein gegenüber ÖSTERREICH. Eine solche Sperrminorität dürfe im Sinne größtmöglicher Flexibilität bei den Verkaufsverhandlungen aber nicht als Bedingung formuliert werden. Denn dann bestünde die Gefahr, dass sich für die heimische Airline sinnvolle Partner zurückziehen. „Ich warne vor Abenteuern“, sagt Bartenstein in Richtung möglicher russischer oder chinesischer AUA-Interessenten.
Zeitdruck
Einigkeit herrscht also darüber, dass die AUA einen
strategischen Partner braucht – und eine österreichische Sperrminorität
angestrebt wird. Ob der Verkauf aber im Hauruck-Verfahren erfolgen muss, ist
umstritten.
Faymann hält den Zeitdruck für „künstliche Panikmache“ und plädiert für geordnete Partnersuche: „Man muss erst mal wissen, an wen man verkaufen will“, so der Minister zu ÖSTERREICH.
AUA-Chef Alfred Ötsch hatte zuletzt Druck gemacht: Ohne den schnellen Einstieg eines Partners sei es nicht möglich, das AUA-Angebot im bestehenden Umfang aufrechtzuerhalten. Auch für Bartenstein ist angesichts der weltweiten Luftfahrtkrise Eile geboten. „In der Airline-Branche überschlagen sich die Ereignisse. Es geht jetzt wohl wirklich um Wochen.“
Lesen Sie auf der nächsten Seite das Interview mit Bartenstein
ÖSTERREICH: Die SPÖ ist gegen den Totalverkauf der AUA. Wie sehen Sie das?
Martin Bartenstein: Eine österreichische Sperrminorität ist wünschenswert – aber nicht alles, was man sich wünscht, ist erreichbar. Wenn es nicht geht, geht es nicht – die AUA braucht dann trotzdem einen Partner.
ÖSTERREICH: Die Sperrminorität sollte also nicht Bedingung für den Privatisierungsauftrag sein?
Bartenstein: Wichtig ist, offen in die Gespräche hineinzugehen. Wir können die Bedingungen nicht diktieren. So viele Partner kommen für die AUA nicht infrage, und die wissen das.
ÖSTERREICH: Gibt es am 12. August einen Privatisierungsauftrag?
Bartenstein: Ich bin sehr optimistisch, dass wir uns einigen werden.
ÖSTERREICH: Drängt die Zeit wirklich so?
Bartenstein: In der Airline-Branche überschlagen sich die Ereignisse. Es geht jetzt wohl wirklich um Wochen.