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Bank Austria-Index auf tiefstem Wert seit 6 Jahren

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Auf die österreichische Industrie kommen harte Zeiten zu, bei den Neuaufträgen gab es drastische Einbrüche. Ökonomen gehen im Gesamtjahr 2008 von einer Stragnation aus.

Österreich nähert sich mit Riesenschritten dem "Konjunkturtal". Bei Neuaufträgen hat es einen drastischen Einbruch gegeben, die heimische Produktion und die Beschäftigung sinken. "Der Abschwung in der österreichischen Industrie hat sich verstärkt und erweist sich als sehr hartnäckig", so der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria, Stefan Bruckbauer.

Der saisonbereinigte Bank Austria Einkaufsmanagerindex ist von 48,6 im Vormonat auf nur noch 46 Punkte im September gesunken. Der Indikator befindet sich damit bereits den sechsten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und hat den tiefsten Stand seit 80 Monaten erreicht, hieß es.

Die Abwärtsbewegung vollziehe sich auf breiter Ebene - alle Teilkomponenten tendieren nach unten. Die negative Entwicklung der Neuaufträge habe den Gesamtindex "besonders stark nach unten gezogen", so der Bank Austria Experte. Der Rückgang auf 42,1 Punkten sei sogar der stärkste in der Geschichte des Einkaufsmanagerindex auf den tiefsten Wert seit dem Herbst 2001.

Exportaufträge eingebrochen
Das negative internationale Geschäftsumfeld wirke sich besonders stark auf die Entwicklung der heimischen Industrieunternehmen aus, denn der Index für neue Exportaufträge sei noch nie so deutlich eingebrochen, wie in diesem September. "Die Exportnachfrage hat unter dem Eindruck der ungünstigen globalen Rahmenbedingungen mittlerweile seine Rolle als Wachstumsträger der österreichischen Industrie und damit als Impulsgeber der Gesamtwirtschaft verloren", meint Bruckbauer.

Harte Zeiten für die Industrie
Der Index für den Auftragsbestand habe aufgrund des Nachfrageeinbruchs den "stärksten Rückgang seiner Geschichte" verzeichnet und sei "auf den tiefsten Wert überhaupt" gesunken. Auf diese dramatische Entwicklung hätten die heimischen Industrieunternehmen mit sofortigen Kapazitätsanpassungen reagiert, hieß es in der Aussendung. "Die Produktion wurde im September noch stärker als in den Vormonaten zurückgefahren und die Anzeichen für ein längeres Anhalten der Schwäche der österreichischen Industrie haben sich verdichtet, daher wird auch weiter Beschäftigung abgebaut", sagte Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Nach Ansicht der Ökonomen sprechen einige weitere Faktoren dafür, dass die Industrie länger mit "härteren Zeiten" rechnen muss und eine Trendwende somit erst später eintreten werde, als ursprünglich erwartet. Das schwierige globale Geschäftsumfeld veranlasste die österreichischen Industrieunternehmen zu erhöhter Vorsicht und verstärktem Kostenbewusstsein, was sich im September in der erstmaligen Schrumpfung der Vormateriallager im laufenden Konjunkturzyklus widergespiegelt habe. Auch der Rückgang der Einkaufsmenge habe sich drastisch beschleunigt.

Der Anstieg der Einkaufspreise habe sich aufgrund des gesunkenen Erdölpreises deutlich gemildert während der Anstieg der Verkaufspreise nur geringfügig zurückgegangen sei, so dass eine leichte Verbesserung der Gewinnmarge gesichert werden konnte. "Die positiven Preistrends wurden vom Rückgang der Umsätze infolge der schwächeren Nachfrage jedoch überlagert, so dass die heimischen Industrieunternehmen davon kaum profitieren konnten", so Pudschedl.

Stagnation für das Gesamtjahr 2008
Der aktuelle Einkaufsmanagerindex der Bank Austria unterstreiche, dass die unmittelbaren Aussichten für die österreichische Industrie "wenig rosig" seien. Eine Verbesserung der internationalen Rahmenbedingungen rücke angesichts der jüngsten Meldungen in Zusammenhang mit der US-Finanzmarktkrise in immer weitere Ferne. Nach dem guten Jahresbeginn habe die österreichische Industrie in den ersten sieben Monaten noch ein Wachstum von über 3 Prozent erzielt, aber in den vergangenen drei Monaten bereits deutliche Schwächesignale gezeigt. Im Gesamtjahr 2008 gehen die Bank Austria Ökonomen von einer Stagnation aus.

Industrie fällt als Wachstumsstütze aus
Auch in der ersten Jahreshälfte 2009 würden kräftigende Impulse weitgehend ausbleiben. "Bis in die Mitte des nächsten Jahres wird die österreichische Industrie als Wachstumsstütze der Gesamtwirtschaft ausfallen. Nach einem Plus von 2 Prozent 2008 erwarten wir für 2009 deshalb einen Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 1,2 Prozent", sagte Bruckbauer.

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