Die Einkommen der österreichischen Landwirte sind in den vergangenen Monaten um ein Drittel zurückgegangen. Die Preise, die sie für ihre Produkte erzielen, decken die Kosten nicht mehr.
Mit der Forderung nach besseren Preisen für ihre Erzeugnisse und Leistungen sind Bauern am Montag in Linz auf die Straße gegangen. Sie haben um die Konsumenten als Verbündete geworben, im Einsatz waren auch Kühe, Traktoren, Salzstangerl und Milchprodukte, die gratis verteilt wurden. Die Kundgebung am Hauptplatz wurde vom ÖVP-Bauernbund organisiert.
"Leben lassen"
Beim Aufmarsch waren Sprechchöre wie
"Lebt der Bauer lebt das Land, lebt das Land lebt die Wirtschaft, lebt die
Wirtschaft leben wir alle" zu hören. Auf der Forderungsliste standen neben
gerechten Preise unter anderem mehr Geld für die Bewerbung von
österreichischen Produkten und ein Verbot von Kunstkäse. Von der Europäische
Union wird mehr Selbstbestimmung in der Agrarpolitik und eine klare
Produktkennzeichnung gefordert.
Bauern fördern Tourismus
"Wenn Bauern auf die Straße gehen,
hat das Land allen Grund sich Sorgen zu machen" - mit diesen Worten begrüßte
ÖVP-Agrarlandesrat Josef Stockinger die Teilnehmer der "größten
Bauerndemonstration, die Oberösterreich je gesehen hat". ÖVP-Landeshauptmann
Josef Pühringer dankte den Bauern unter anderem für ihren Einsatz für die
Landschaftspflege. "Dem haben wir zu verdanken, dass unser Land
Tourismusland erster Güte ist".
Müll kostet mehr als Korn
Landesbäuerin Annemarie Brunner
rechnete vor: "Eine Tonne Müll kostet doppelt so viel wie eine Tonne
Getreide - da stimmt etwas nicht". Und auch der Landesobmann des
Bauernbundes und Präsident der Landwirtschaftskammer, Hannes Herndl,
kritisierte die schlechten Rahmenbedingungen für die heimischen
Landwirtschaftsbetriebe: "Wenn weiter nur die Gewinnmaximierung das oberste
Ziel ist, dann hat Landwirtschaft keine Zukunft mehr." Die Kritik richtete
sich unter anderem gegen die Handelsbetriebe, der Appell - österreichische
Qualität zu kaufen - ging an die Adresse der Konsumenten.
Europaweiter Protest am Mittwoch
Die Organisatoren der
Demonstration schätzten die Teilnehmerzahl auf rund 4.000, die Polizei ging
von etwa 2.000 aus. Wenn der Protest keine Wirkung zeigen sollte, werde man
in weiteren Aktionen wieder auf sich aufmerksam machen, so der Obmann des
Bauernbundes. Für kommenden Mittwoch planen die Milchbauern in ganz Europa
Protestfahrten, auch in Wien findet eine Sternfahrt zum Parlament und
anschließend zum Landwirtschaftsministerium statt.
Demo bringt gar nichts
Die SPÖ-Bauern kritisierten ihre schwarzen
Kollegen, die Demonstration am Hauptplatz diene rein populistischen Zwecken
und helfe den Bauern nichts. Denn immerhin habe der Bauernbund seit
Jahrzehnten in allen Gremien der Bauernvertretung die klare Mehrheit. Nicht
nur im Nationalrat und im Landtag, sondern vor allem in den Molkerei- oder
Lagerhausgenossenschaften, also dort, wo die Preispolitik gemacht werde.
Hintergrund der Demonstration in Linz ist der Einkommensverlust der Bauern von rund einem Drittel in den vergangenen Monaten. Die Preise für Milch, Getreide, Fleisch oder Holz sind gesunken, die Nachfrage geht zurück, aber die Kosten für Futtermittel, Dünger oder Treibstoff bleiben hoch. Zahlreiche Familienbetriebe und tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr