Blaues Auge für ORF-Boss Wrabetz trotz roter Bilanz. Das Minus ist weniger deutlich als befürchtet. Aber 2009 wird ein schwieriges Jahr.
Weniger dramatisch als ursprünglich befürchtet fällt das Minus in der ORF-Bilanz aus: Laut dem gestern präsentierten vorläufigen Jahresergebnis schließt der ORF 2008 mit einem Minus von 79 Millionen Euro (EGT) ab. Das verschafft dem ORF-Boss in der politischen Diskussion um eine mögliche Ablöse eine kurze Verschnaufpause, denn noch knapp vor dem Jahreswechsel lag die Prognose bei einem Minus von 100 Millionen Euro.
Umsatzrückgang
Mit „rigiden Sparmaßnahmen“ habe der ORF
„energisch auf die Krise reagiert“, betonte Wrabetz gestern vor dem
Finanzausschuss des Stiftungsrats. Sach- und Personalaufwand lagen insgesamt
15 Millionen Euro unter Plan. Trotz des massiven Sparkurses fallen
zahlreiche ORF-Eckdaten dramatisch aus. Beispielsweise ging der Umsatz im
vergangenen Jahr von 918 auf 886 Mio. Euro zurück.
Finanzkrise
Aufgrund der Finanzkrise stürzten auch die
Veranlagungserlöse ab. Statt der erhofften 40,3 Millionen Euro flossen
tatsächlich nur 15,8 Millionen Euro in die ORF-Kassen. Im November war die
ORF-Führung allerdings noch von überhaupt keinen Finanzerlösen ausgegangen.
Deutliches Werbeminus
Bei den Werbeeinnahmen musste der ORF ein
Minus von zwölf Prozent hinnehmen. Sie machten 2008 nur 263 Millionen aus,
2007 waren es noch knapp mehr als 300 Millionen Euro. Vor allem aber blieb
der ORF damit 2008 auch deutlich unter der ohnedies schon unter der 2007
angesetzten Prognose von 296 Millionen Euro. Stabilen Werbeeinnahmen im
Radio-Sektor von 80 Millionen steht ein Rückgang im Fernsehen von 220 auf
183 Millionen Euro gegenüber.
Am 2. April will Wrabetz dem Stiftungsrat sein langfristig angelegtes Spar- und Strukturkonzept für den ORF vorlegen. Doch schon das für 2009 geplante Ergebnis mit einem Minus von 29 Mio. Euro dürfte angesichts der aktuellen Werbe- und Marktanteilsentwicklung des ORF nur schwer zu erreichen sein.