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Kein Käufer für Stiefelkönig in Sicht

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Der Verkaufsprozess der Bawag-eigenen Schuhhandelskette Stiefelkönig ist ins Stocken geraten.

Wie die Tageszeitung "Der Standard" in seiner Mittwoch-Ausgabe berichtet, hätte das Unternehmen mit seinen 156 Filialen in Österreich und 29 im Ausland bis Ende Juni verkauft sein sollen. Bis dato sei aber kein Käufer in Sicht. Im Rennen sollen zuletzt Geox, Reno, Salamander und Finanzinvestoren gewesen sein.

Cerberus entscheidet bis Ende September
Laut Bericht stellt sich Bawag-Eigner Cerberus einen Verkaufserlös von mehr als 45 Mio. Euro vor, ursprünglich habe man rund 60 Mio. Euro angepeilt. Cerberus wolle nun bis Ende September entscheiden, wie es weitergehen soll. Daher sei ein weiterer Berater engagiert (aus Übersee) worden, der alle Varianten beleuchten soll, die noch bleiben: Aussetzen des Verkaufsprozesses, Verkauf um einen niedrigeren Preis oder Filetierung, also scheibchenweiser Abverkauf der Kette, zu der die Vertriebslinien Delka, Turbo und Geox gehören.

Thematisiert werden soll auch die Variante Management-Buy-out: Stiefelkönig-Chef Toni Kampelmühler hat stets sein Interesse an einem von Finanzinvestoren unterstützten Kauf deponiert.

Der hinter Leder & Schuh (Humanic) zweitgrößte Schuhhändler des Landes (Marktanteil 2006: 12,6 Prozent) hat harte Zeiten hinter sich, zwischen 2003 und 2007 sollen Verluste von rund 23 Mio. Euro angefallen sein. 2005 war das Betriebsergebnis mit 900.000 Euro im Minus, 2006 mit 3,2 Mio. Euro. 2007 war dann der Turnaround geschafft, bei einem Umsatz von 140 Mio. Euro gab es laut "Information Memorandum" 457.000 Euro Gewinn, berichtet der "Standard".

Dass der Verkaufsprozess sehr schlecht gelaufen ist, liege zum Teil an den sehr schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, werden Kreise zitiert. Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten und die sinkende Spendierfreude der Konsumenten hätten dazu geführt, dass die Zahlen bei Stiefelkönig hinter den im Verkaufsprospekt genannten Planzahlen zurückgeblieben sind.

Schrumpfender Schuhmarkt in Österreich
Zwar steht die Schuhhandelskette, die 2003 hochverschuldet von der Bawag übernommen worden ist, laut Experten heuer immer noch besser da als die Konkurrenz. Insgesamt dürfte der Schuhmarkt Österreichs im ersten Halbjahr um rund 4,5 Prozent geschrumpft sein, bei Stiefelkönig betrug das Minus dem Vernehmen nach rund 3 Prozent. Aber: Die Ziele im Business-Plan 2008 bis 2012 basieren nicht nur auf der Annahme sinkender Inflation, sondern auch auf Expansion, Wachstum und weiterer Marktdurchdringung. Das gelte auch für das anvisierte Umsatzwachstum auf heuer fast 157 Mio. Euro bzw. 189 Mio. Euro für das Jahr 2010. Ein weiteres Problem seien die Schulden (bei der Bawag), für die Stiefelkönig kräftig Zinsen zahlen muss. Die betrugen zuletzt 58,6 Mio. Euro, heuer sollten sie um 10 Mio. Euro sinken.

Bei der Bawag selbst will man laut Bericht all das nicht kommentieren, eine Sprecherin betonte, dass "der Verkaufsprozess noch nicht abgeschlossen ist". Es bestehe kein Zeitdruck, man könne "in aller Ruhe alle Optionen sondieren".

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