Der Citigroup-Chef Prince tritt zurück, er sei wohl das zweite Opfer der Kreditkrise.
Als Charles Prince die Führung der Citigroup von Sanford "Sandy" Weill übernahm, befürchteten die Aktionäre, dass er nicht das Format seines legendären Vorgängers haben würde. Sie könnten Recht behalten. Am Sonntag sollte das Führungsremium der größten US-Bank zu einer Krisensitzung zusammenkommen, bei dem ein Rücktritt des 57-jährigen Kaliforniers erwartet wurde. Prince wäre nach Stanley O'Neal von Merrill Lynch der zweite Chef eines großen amerikanischen Finanzinstituts, der im Zuge der Hypothekenkrise gehen müsste. In den vier Jahren unter Prince hat der Citi-Aktienkurs mehr als 17 Prozent verloren.
Ruf eines "Workaholic"
Der Anwalt Prince hatte 17 Jahre
unter Weill gearbeitet, damals noch bei einem kleinen Unternehmen im
Baltimore mit dem Namen Commercial Credit. Aus ihr sollte später durch eine
Serie von Übernahmen die mächtige Citigroup werden. Prince bekam den Ruf
eines "Workaholic". Einer Biografie zufolge soll er 1997 sogar eine
lebensrettende Behandlung von Nierenkrebs bis zum Abschluss einer Übernahme
verschoben haben.
Ethische und regulatorische Probleme
Die ersten zwei Jahre bei
der Citigroup verbrachte Prince damit, eine ganze Reihe von ethischen und
regulatorischen Problemen zu bewältigen. Die Bank hatte bis dahin schon 400
Mio. Dollar (276 Mio. Euro) Strafe zahlen müssen. Prince kämpfte unter
anderem mit den Auswirkungen des Enron-Zusammenbruchs, einem Skandal in
einer angeschlossenen Privatbank in Japan sowie einem Anleihe-Geschäft, das
die Märkte in Europa erschütterte. Die Citigroup zahlte mehr als fünf
Milliarden Dollar, um Ermittlungen hinter sich zu bringen.
"Er wurde eingestellt, um einen ganz spezifischen Job zu machen: Die Regulierungs-Probleme zu bewältigen, von denen es täglich neue zu geben schien", sagt Lee Norton von JS Asset Management. "Das hat er hingekriegt. Jetzt ist es Zeit, jemand Neues zu holen."
Zuletzt weniger erfolgreich
Denn die zweite Hälfte von Princes
Zeit an der Spitze war weniger erfolgreich. Er versuchte, die Performance zu
verbessern und das Auslandsgeschäft auszubauen. Statt wie die Bank of
America oder JPMorgan Chase andere Institute zu übernehmen - die Strategie
seines Vorgängers - setzte er auf organisches Wachstum. Die Citi sei für
Weills "transformierende" Übernahmen zu groß, argumentierte er. Er versuchte
Leben in die größte Sparte der Bank, das Privatkundengeschäft, zu bringen.
Im oberen Management kamen und gingen hochrangige Mitarbeiter, was nun die
Suche nach einem Nachfolger erschwert.
Geduld verloren
Die Anteilseigner verloren irgendwann die Geduld.
Der saudiarabische Prinz Alwalid bin Talal, der größte Einzelaktionär,
forderte im vergangenen Jahr "drakonische" Maßnahmen. Im Frühjahr legte
Prince einen Plan vor, der den Abbau von 17.000 Stellen vorsah. Allerdings
musste die Bank trotzdem wegen hoher Abschreibungen im dritten Quartal einen
Gewinneinbruch um fast 60 Prozent hinnehmen. Zuletzt sprach eine
Analystenstudie von einer schwachen Kapitalbasis.
"Es war für die Citigroup-Investoren eine lange und ermüdende Zeit", meint Thomas Russo von Gardner, Russo & Gardner. "Prince hatte den Investoren gesagt, dass es das Jahr sein werde, in dem es keine Ausflüchte geben würde. Es wurde zu einem Jahr mit vielen Ausflüchten."