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Das BAWAG-Geheimpapier

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Die Unterlagen von Morgan Stanley für den BAWAG-Verkauf prognostizieren der Bank satte Profite: 2008 soll sie wieder ordentlich verdienen.

Das Informations-Memorandum für die potenziellen BAWAG-Käufer umfasst exakt 259 Seiten, ist streng vertraulich und wurde von der renommierten Investmentbank Morgan Stanley verfasst. Neben Analysen des Refco- und des Karibik-Debakels der Bank ist darin auch ein Business-Plan bis zum Jahr 2011 enthalten. Der enthält das umfassenden Zahlenwerk über die künftige Entwicklung der BAWAG: von Personalkosten über Zinserträge bis zum Jahresgewinn.

Laut dem ÖSTERREICH vorliegenden Papier sollen nach dem Mega-Debakel die Profite der Gewerkschaftsbank in den kommenden Jahren kontinuierlich wieder steigen: Heuer wird ein Nettogewinn von 27,7 Millionen Euro erwartet, 2007 sind es 96,4 Millionen und 2008 bereits stolze 223,6 Millionen. 2011 will die BAWAG dann sogar mehr als 400 Millionen Gewinn einfahren.

Hoffnung für den ÖGB
ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer, der ums Überleben seines Vereins kämpft, darf auf einen ordentlichen Kaufpreis für die BAWAG hoffen. Halten die Bieter die Berechnungen aus dem Verkaufs-Memorandum für realistisch, dann ist die Bank deutlich mehr wert als zwei Milliarden Euro.

Von ÖSTERREICH befragte Investmentbanker gehen anhand der Gewinn-Prognosen von einem Wert von 2,4 Milliarden Euro oder sogar mehr aus. Und ungefähr diesen Betrag von 2,4 Milliarden benötigt der ÖGB, um aus dem BAWAG-Desaster zumindest ohne Schulden auszusteigen.

Bilanz 2008 entscheidend
Zufrieden wären dann auch die Refco-Gläubiger. Sie würden den Maximalbetrag einer möglichen Nachzahlung bekommen: 200 Millionen Dollar. Die Experten gehen nämlich davon aus, dass die „Basis der Bewertung für die Bank ein normales Jahr sein sollte“. Und das wäre nach deren Ansicht das Jahr 2008.

Im internationalen Vergleich werden Banken normalerweise mit dem elffachen Jahresgewinn (bei der BAWAG in zwei Jahren runde 220 Millionen) bewertet.

Der höhere Kaufpreis als ursprünglich erwartet macht die ausländischen BAWAG-Bieter zu klaren Favoriten. Die Interessenten arbeiten gerade mit Hochdruck an ihren Offerten, die sie bis zum 8. September Morgan Stanley vorlegen müssen. Optimisten gehen davon aus, dass ÖGB-Boss Hundstorfer sogar auf einen Aufschlag hoffen darf. „Für stark im Privatkunden-Bereich verankerte Banken werden üblicherweise Prämien bezahlt“, heißt es im Käuferkreis. Und wie Morgan Stanley im BAWAG-Memorandum schreibt, ist die Marke BAWAG bei Privatkunden „aufgrund ihrer konkurrenzfähigen Konditionen und bestmöglichen Zinsen besonders beliebt“.

Post-Vertrag als Trumpf
Als wahres Ass wird zudem der Vertriebsvertrag der BAWAG P.S.K. mit der Post erwähnt. Diese Zusammenarbeit ist bis 2012 gesichert.

Die Ostfantasie hingegen spielt bei potenziellen Käufern keine Hauptrolle. Die ungarische OTP etwa, die starkes Interesse hat, ist in der Region selber bestens aufgestellt. Nicht nur in Ungarn, sondern etwa auch in Bulgarien und anderen Ländern.

Auch die Allianz-Gruppe, die ebenfalls einen Kauf überlegt, will damit vor allem ihre Österreich-Aktivitäten stärken. Ähnliches gilt für die italienische Generali und die BA-CA.

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