Im BAWAG-Prozess steht dem angeklagten Ex-Banker eine Ordnungsstrafe bevor - wegen ungebührlichen Benehmens.
Die gereizte Stimmung zwischen dem angeklagten Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner und Richterin Claudia Bandion-Ortner ist am Mittwochvormittag in der Verhandlung neuerlich eskaliert. Nach zwei scharfen Wortwechseln drohte die Richterin Elsner sogar mit der Verhängung einer Ordnungsstrafe nach der Strafprozessordnung.
Pseudo-Entschuldigung
Nach einer Verhandlungspause erklärte
Elsner, nach Rücksprache mit seinem Anwalt Wolfgang Schubert wolle er sich
entschuldigen, dass er zu "heftig" gewesen sei, legte aber gleich wieder
nach. Er sei schließlich der einzige Angeklagte in Haft, und "bei einer
Haftverhandlung haben Sie argumentiert, ich würde eine Krankheit erfinden,
die keiner kennt", obwohl er von Sachverständigen medizinisch begutachtet
werde.
"Wir nehmen das zur Kenntnis", registrierte die Richterin die Entschuldigung und die neuen Ausführungen Elsners. Elsner sitzt seit über einem Jahr in Untersuchungshaft.
"Sie tanzten - ich arbeitete"
Davor hatte eine
Befragung durch die Richterin zu einer Investition der BAWAG in Japan einen
deftigen Wortwechsel ausgelöst. Er könne sich nicht an Details erinnern,
sagte Elsner, "Sie sind vielleicht 39 oder 40 Jahre alt", er selber über
siebzig, "während Sie abgetanzt haben, habe ich hart gearbeitet", 2003 sei
er in Pension gegangen, er sei "geistig und körperlich erschöpft".
"Aus jetzt!"
"Gewöhnen Sie sich einen anderen Ton an,
Sie sind hier vor Gericht", mahnte die Richterin und entrüstete sich
ihrerseits über Elsner, "So kann's nicht gehen." Das fand auch der
Ex-Banker: "So kann's nicht gehen, Frau Rat." "Ich habe lange genug Geduld
mit Ihnen gezeigt", warnte die Richterin den Angeklagten. "Herr Elsner, Aus
jetzt!" unterbrach sie ihn schließlich.
Elsner droht Rausschmiss
Als Ordnungsstrafe könnte Elsner des
Saales verwiesen werden. Bei ungeziemendem Verhalten kann ein Angeklagter
durch Beschluss des Gerichts vorübergehend oder dauerhaft vom Gerichtssaal
ferngehalten werden, die Verhandlung würde ohne ihn - aber mit seinem Anwalt
- fortgesetzt.
Das wurde etwa beim Briefbombenbauer Franz Fuchs so durchgeführt, wegen anhaltender Schimpftiraden fand die Verhandlung großteils ohne ihn statt.